Narr und Neonazi - NPD-Aktivist in Karnevalsverein engagiert

Erstveröffentlicht: 
15.02.2012

Essen.   Ein hochrangiger Funktionär der Essener NPD ist als Mitglied des Karnevalsvereins Fanfarencorps Grün-Weiß Essen-Burgaltendorf von einem linken Nachrichtenportal geoutet worden. "Tristan K. ist alles andere als ein harmloser Mitläufer", heißt es von Seiten der Essener Antifa. Die Narren haben ihn aus ihrer Mitgliederliste gestrichen.

 

Eigentlich hätten sie beim Fanfarencorps Grün-Weiß Essen-Burgaltendorf allen Grund zur Freude, steht doch Rosenmontag vor der Tür. Doch vor dem alljährlichen Höhepunkt aller Narren, stand erst einmal ein Tiefschlag: Dass einer aus ih­ren Reihen in der rechten Szene aktiv sein soll, gar als Vorsitzender der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten, hielt Sascha Melchert, zweiter Vorsitzender des Fanfarencorps, wohl nur anfangs für einen ziemlich schlechten Scherz.

 

Wie das linke Nachrichtenportal „Indymedia“ berichte, ist mit Tristan K. einer der hochrangigen Funktionäre der Essener NPD Mitglied bei Grün-Weiß Essen-Burgaltendorf. Der Fanfarencorps reagierte am MIttwoch umgehend: „Da wir die politischen Ziele der NPD und somit des Herrn Tristan K. in keinster Weise unterstützen, haben wir mit sofortiger Wirkung Herrn K. von unserer Mitgliederliste gestrichen“, so der Vorstand in einer Stellungnahme. Recherchen im Internet ergeben, dass Tristan K. noch bis vor kurzem auf der Webseite des Fanfarencorps als Mitglied der Standarte aufgeführt wurde.

 

„Tristan K. ist alles andere als ein harmloser Mitläufer. Er ist seit Jahren in der rechten Szene aktiv und beteiligt sich regelmäßig an den Kundgebungen der NPD“, betont Tessa Kuijer, Pressesprecherin der Antifa Essen Z. Laut vertraulichen Unterlagen, die der NRZ vorliegen, trat K. im Juni 2011 bei einer Kundgebung der Junge Nati­onaldemokraten in Altenessen sogar als Organisator in Erscheinung. Kuijer: „Besonders schockierend ist die Tatsache, dass viele Kinder und Jugendliche im Burgaltendorfer Fanfarencorps aktiv sind und dort mit der neonazistischen Ideologie konfrontiert werden könnten.“

„Wir sind selber davon überrumpelt worden“

 

Im Verein sei nicht bekannt gewesen, dass Tristan K. rechte Ansichten vertritt, versucht Melchert Schaden vom Fanfarencorps abzuwenden: „Wir sind selber davon überrumpelt worden.“ Schon am 5. Februar sei eine E-Mail bei ihnen eingegangen, die auf K.s Aktivitäten hinwies. „Wir haben im Karnevalsstress nicht sofort darauf reagiert und hatten seither keine Sitzung, bei der wir das hätten thematisieren können“, so Melchert. Seit anderthalb Jahren sei K. Mitglied im Verein, habe vergangene Session die Standarte getragen, sich seither aber nicht mehr beim Fanfarencorps sehen lassen. „Der Kontakt ist abgerissen“, heißt es. Melchert bestätigt, dass K. in seiner aktiven Zeit auch mit Kindern und Jugendlichen zu tun hatte. Für die NRZ war K. gestern nicht zu sprechen.

 

Neben Tristan K. sind fünf weitere Mitglieder seiner Familie seit etwa sechs Jahren im Fanfarencorps aktiv und sollen es auch bleiben. Melchert: „Sie waren überrascht zu hören, dass Tristan sich in rechten Kreisen bewegt. Sie waren zu keiner Zeit auffällig und sind bei uns sehr engagiert.“ K. wurde untersagt, an offiziellen Terminen des Vereines teilzunehmen. „Dadurch greifen wir den Vorwürfen vor, dass die NPD unseren Verein untergräbt“, heißt’s in der Stellungnahme des Fanfarencorps.