Leipzig: Drei Jahre Odermannstraße 8 - Das “Nationalen Zentrum” vor dem Untergang

Fence Off

Am 15. November 2008 wurde in der Odermannstraße 8 im Leipziger Stadtteil Lindenau ein NPD-Büro eröffnet. Hiesige Nazis haben es sogleich in Beschlag genommen, zum “Nationalen Zentrum” und später gar zum “Jugendzentrum” erklärt. Vor Ort folgten regelmäßige Saalveranstaltungen, Schulungen und Konzerte – bis hin zu organisierten Übergriffen auf PassantInnen.

 

Um diesem Treiben ein Ende zu setzen, legte Anfang des Jahres 2011 die Kampagne “Fence Off” los. Aktionen gegen das Nazi-Zentrum gab es schon vorher, nun ging es mit vereinten Kräften weiter. Vorläufiger Höhepunkt war eine offensive Antifa-Demonstration: Am 24. September zogen 2.000 AntifaschistInnen durch die Odermannstraße und taten, was zu tun nur das Mindeste war.

Zugleich war allen, die an der Kampagne mitwirken, von Anfang an klar, dass unser Ziel – die Schließung der “O8″ – schwer zu erreichen sein würde und vermutlich nicht aus eigener Kraft. Wir merken jetzt, dass der öffentliche Druck, der gegen die Nazis im Viertel aufgebaut werden konnte, seine Wirkung dennoch nicht verfehlt hat. Damit haben sich auch manche unserer Einschätzungen, die wir noch zu Beginn der Kampagne getroffen haben, geändert.

Stand der Dinge heute:

 

Die “O8″ ist kein “nationaler Freiraum” geworden, sondern ein abgeschottetes Domizil geblieben, das vor seinem Ende steht. Erst kürzlich sind “Freie Kräfte” rausgeflogen; mitgenommen haben sie u.a. das “Ansgar Aryan”-Werbetransparent, für das monatlich Geld in die “O8″ geflossen ist. Still und leise haben sich schon vor einigen Wochen die “Blue Caps” aufgelöst. Und nun gerät das “Freie Netz” durch die Veröffentlichung ihres internen Forums in Erklärungsnöte: womöglich gegenüber der Justiz, ganz sicher aber gegenüber der NPD-Führung.

Es wird immer klarer: Die in der “O8″ erprobte Zusammenarbeit war mehr Schein als Sein, die Grundlage des Projekts ist zerbrochen. Und das noch aus einem anderen Grund: Der NPD-Landtagsabgeordnete Winfried Petzold, der in der Odermannstraße 8 sein Abgeordnetenbüro bezogen hat, ist abgetaucht – wohl wegen einer sehr ernsthaften Erkrankung. Damit steht in absehbarer Zukunft nicht nur Petzolds Landtagsmandat zur Disposition, sondern auch sein Büro in Lindenau, also die weitere Finanzierung des “Nationalen Zentrums”.

 

Von dort hört man seit Wochen nichts als lächerliche Durchhalteparolen, etwa, dass die Leipziger NPD“hinter dem antikommunistischen Schutzwall” auch künftig “allen Angriffen standhalten” werde. Doch abgesehen davon scheut der NPD-Kreisverband die Öffentlichkeit wie zu Trommelholz-Zeiten. Außer Spesen nichts gewesen – trotz “O8″!

 

Wir geben dennoch keine Entwarnung für Lindenau, es gibt dort weiterhin Veranstaltungen und demnächst einen Vortrag mit dem Rechtsterroristen Karl-Heinz-Hoffmann). Neuerliche Nazi-Übergriffe sind nicht ausgeschlossen. Klar ist so oder so, dass antifaschistische Interventionen notwendig bleiben.

Auf dieser Website halten wir euch weiter auf dem Laufenden. “Fence Off” ist erst vorbei, wenn es mit der “O8″ vorbei ist. Zum Glück rückt dieser Moment immer näher.

 

Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Für einen konsequenten Antifaschismus, denn Leipzig ist rot!


Die MitstreiterInnen der Kampagne “Fence Off” im November 2011. In absehbarer Zeit werden wir auf dieser Website eine längere Nachbereitung der bisherigen Kampagnen-Aktionen veröffentlichen.