Polizei prüft Bekennerschreiben zum Brandanschlag

Ein Problem mehr: Bahn-Chef Rüdiger Grube   Ein Problem mehr: Bahn-Chef Rüdiger Grube
Erstveröffentlicht: 
23.05.2011

Das Feuer beschädigte wichtige Kabel bei der Bahn - Züge hatten keinen Strom, Online-Dienste und Fahrplanauskünfte funktionierten nicht. Im Internet ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht.

 

Zum mutmaßlichen Brandanschlag am Berliner S-Bahnhof Ostkreuz am Montag ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Derzeit werde die Echtheit des sogenannten Selbstbezichtigungsschreibens gesprüft, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht des Onlineportals der "Berliner Morgenpost". Der Text sei im Internet veröffentlicht worden. Die Seite und der Inhalt sprächen dafür, dass das Schreiben aus linksautonomen Kreisen komme, fügte der Sprecher hinzu. Anfang November vergangenen Jahres hatte es einen ähnlichen Kabelbrand gegeben. Damals hatte sich eine autonome Gruppe zu dem Brandanschlag bekannt.

In der Nacht von Sonntag zu Montag hatte es ein Feuer an einem Kabelschacht in der Nähe des Ostkreuzes gegeben. Laut Bundespolizei waren Kabelstränge, die in einer Brückenkonstruktion über eine Straße geführt wurden, in Brand geraten.

Der Schaden verursachte Chaos in Teilen der Hauptstadt. Betroffen waren Zehntauende Pendler. Beeinträchtigt wurden sowohl Zugverbindungen als auch die Telefonauskunft und die Online-Dienste des Staatsunternehmens. Außer Betrieb gesetzt wurden zudem Signalanlagen, Fahrstrom, Lautsprecher und Fahrplananzeiger. Ausgangspunkt und Schauplatz des Chaos' war vor allem der Verkehrsknotenpunkt Ostkreuz.

Zeiweise funktionierte weder die Reiseauskunft noch die Online-Buchung. "Der Zugverkehr wird mindestens bis heute Nachmittag um 17 Uhr beeinträchtigt sein", sagte ein Bahn-Sprecher FTD.de in Berlin. "Danach muss man sehen." Die Reparaturarbeiten sollten voraussichtlich bis Dienstag andauern.
Züge hätten wegen des Schadens zeiweise keinen Strom bekommen, sagte der Bahn-Sprecher.

Die Telefonleitungen seien gestört gewesen. Inzwischen laufe der Betrieb wieder, jedoch teils mit massiven Verspätungen, die sich nicht nur auf S-Bahn-Verbindungen, sondern auch auf den übrigen Verkehr der Bahn auswirkten. In der Hauptstadt habe man vier Pendelverbindungen eingerichtet, empfehle den Fahrgästen aber, auf Züge und Busse der Berliner Verkehrsbetriebe umzusteigen.

Entdeckt worden sei das Feuer um 3.11 Uhr in der Nacht. Der Brand sei gegen 4.30 Uhr gelöscht gewesen. Menschen seien nicht verletzt worden.

Auf den Berufsverkehr hatte der Brand massive Auswirkungen. Zehntausende Pendler warteten am Morgen in Berlin und Brandenburg vergeblich auf ihre Bahn. Etliche S-, Regional- und Fernbahnzüge fuhren nicht. Die Bahn bot zunächst auch keinen Ersatzverkehr mit Bussen an - zu viele Linien seien von dem Ausfall betroffen.

Erschwert wurde die Situation dadurch, dass die Lokführergewerkschaft GDL seit dem Morgen wieder die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG) bestreikte. Damit fielen weitere Regionalbahnen aus.

Die S-Bahn in der Hauptstadt hat ohnehin erhebliche Probleme. Wegen technischer Mängel ist seit knapp zwei Jahren immer nur ein Teil der Flotte einsatzbereit. Der Rest muss in den Werkstätten sicherheitstechnisch überprüft werden. Dazu kommen umfangreiche Bauarbeiten mit dem Schwerpunkt im nun lahmgelegten Bahnhof Ostkreuz, die immer wieder zu Unterbrechungen des normalen Linienverkehrs führen.    (Mit Agenturen)