Bunter Protest gegen das „Konzert des Grauens“

Erstveröffentlicht: 
31.07.2017
Zwei Wochen nach dem Rechtsrock-Konzert mit 6000 Teilnehmern lockt das thüringische Themar erneut die braune Szene an

Von Jan Panzieri, Andreas Hummel und Sebastian Haak

 

Themar. In Südthüringen haben am Samstag erneut Hunderte Menschen gegen ein Musikfestival samt Kundgebung der rechten Szene protestiert. Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl der verschiedenen Protestaktionen in Themar auf rund 460. Demgegenüber standen etwas über 1000 Teilnehmer der rechten Versammlung. Rund um das Konzert wurden 36 Straftaten festgestellt – von Verstößen gegen das Versammlungsrecht über das Tragen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen bis hin zu Urkundenfälschung.

 

Themars Bürgermeister Hubert Böse zeigte sich zufrieden mit dem bunten Protest: „Ich bin sehr glücklich.“ Landrat Thomas Müller (CDU) sagte: „Wir wollen deutlich machen, dass Themar und unser Landkreis Hildburghausen nicht braun sind.“ Die Rechten bei dem Konzert spiegelten nicht die Gesinnung der Menschen in der Region wider. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnete die Veranstaltung der Rechten auf Twitter als „Konzert des Grauens“.

 

Die Polizei war mit rund 500 Beamten in der Stadt. Ziel sei es, Störungen zu verhindern, Beeinträchtigungen für Anwohner zu mindern und die verschiedenen Lager strikt zu trennen. „Straftaten werden nicht toleriert und konsequent verfolgt.“ Die Gegner des Neonazi-Festivals hatten sich unter anderem zu einer Andacht in der Kirche und einem Familienfest mit Hüpfburg und anderen Spielangeboten für Kinder auf dem Markt versammelt. Zudem zogen Demonstranten in die Nähe des Konzertgeländes am Rande der 3000-Einwohner-Stadt, um dort gegen die Rechten anzusingen und ein Friedensgebet abzuhalten.

 

Erst vor zwei Wochen hatten sich rund 6000 Anhänger der rechten Szene aus dem In- und Ausland in der Stadt getroffen. Die Veranstaltung gilt als bundesweit größtes Rechtsrock-Konzert des Jahres. Weitere könnten folgen. Der Organisator sagte am Samstag: „Themar ist so schön – da kann man noch ganz oft was machen in den nächsten Jahren.“ Ein anderer Redner bezeichnete Thüringen als Rechtsrock-Hochburg: „Und wir werden alles tun, dass das so bleibt.“

 

Braune Musikevents gewinnen gerade in Thüringen immer mehr an Popularität. Auf eine mündliche Anfrage der Grünen im Landtag heißt es vom Staatssekretär Udo Götze: „Knapp 74 Prozent aller rechtsextremistischen Konzertveranstaltungen in Deutschland finden in den ostdeutschen Bundesländern statt.“ Thüringen erweise sich für Veranstalter und Teilnehmer als besonders beliebt aufgrund seiner zentralen Lage sowie des Angebots an preisgünstigen und leer stehenden Gebäuden.

 

Unternehmer in der Szene wie der Veranstalter Patrick Schröder oder Tommy Frenck, der oft zusammen mit Schröder auftritt, verfolgen nicht nur politische, sondern auch unternehmerische und eigennützige Ziele. So posieren Frenck und Schröder auf Facebook im gemeinsamen Japanurlaub oder im riesigen schwarzen Geländewagen. Alleine der „Rock gegen Überfremdung“ vor zwei Wochen soll bis zu 200 000 Euro Gewinn abgeworfen haben.