Flüchtlinge weg, Maritim-Hotel in Halle leer

Erstveröffentlicht: 
18.07.2017
Sachsen-Anhalt will aus Mietvertrag aussteigen

Von Bernd Lähne

 

Halle. Die zeitweise Nutzung des ehemaligen Maritim-Hotels in Halle als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge erweist sich für das Land Sachsen-Anhalt als teure Fehlinvestition. Zu Beginn der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hatte das Land mit der Betreibergruppe einen Mietvertrag abgeschlossen – in der Erwartung eines anhaltenden Zustroms von Asylbewerbern.

 

Monatelang diente das frühere Inter-Hotel dann als Quartier für bis zu 740 Schutzsuchende. Die Zeit, in der die fast 300 Zimmer mit Flüchtlingen hauptsächlich aus dem Nahen Osten belegt waren, ist indessen schon länger vorüber. Vor rund vier Monaten verließen die letzten Insassen das Hotel. Seither steht das große Gebäude am Riebeckplatz leer. Was bleibt, ist der von der Landesregierung geschlossene Mietvertrag über vier Millionen Euro jährlich, der noch bis September 2018 läuft.

 

Aus dieser Verpflichtung will das Land so schnell wie möglich herauskommen und den Mietvertrag vorzeitig beenden. Eine Investorengruppe prüfe derzeit eine mögliche künftige Nutzung als Studentenwohnheim, hieß es dazu aus Magdeburg. Laut MDR habe das Land allerdings keine Ausstiegsklausel in dem Mietvertrag, es sei denn, jemand übernehme die Anteile. Eine Entscheidung darüber werde aber frühestens im September oder Oktober dieses Jahres fallen.

 

„Die Eigentümerin hat die Stadt informiert, das Grundstück verkaufen zu wollen. Die Stadt prüft, ob sie von ihrem Vorkaufsrecht für das ehemalige Maritim-Hotel Gebrauch macht“, berichtete gestern Rathaussprecher Drago Bock. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) sieht offenbar keine Zukunft für die einstige Nobelherberge. Er hatte angeregt, das Gebäude abzureißen. Im Idealfall würde ein Investor das übernehmen und ein neues Hotel bauen. Nach Ansicht Wiegands braucht Halle dringend Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen und Gäste. Auch im Stadtrat wird das Thema Maritim-Hotel diskutiert.