Zahl der Suizidversuche von Asylbewerbern in Niedersachsen gestiegen

Erstveröffentlicht: 
17.05.2017

In niedersächsischen Kommunen gibt es mehr Selbstmordversuche von Flüchtlingen. Menschenrechtler sehen diese in "zermürbender Lage", die FDP fordert eine Meldepflicht.

 

Die Zahl der Suizidversuche von Asylbewerbern in Niedersachsen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung unter Berufung auf eine Antwort des Landesinnenministeriums auf Anfrage der FDP-Landtagsfraktion. Allerdings hätten lediglich 13 von 47 Kommunen im Land Zahlen gemeldet, so das Ministerium. Die restlichen Kommunen hätten nicht geantwortet oder keine entsprechende Statistik.

 

Die 13 Kommunen haben demnach 2016 insgesamt 50 versuchte Selbsttötungen von Flüchtlingen an das Ministerium gemeldet. Drei Menschen seien gestorben. 2015 seien es noch 19 Suizidversuche gewesen.

 

Wie die Zeitung berichtet, hatte zuletzt auch die bayerische Landesregierung eine steigende Tendenz der Selbstmordversuche gemeldet. Die dortigen Behörden registrierten mit 162 Versuchen 2016 mehr als eine Verdreifachung der Vorfälle binnen wenigen Jahren.

 

Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von Pro Asyl, sagte der Zeitung, die psychische Verfassung von Asylsuchenden werde "immer prekärer". Viele seien durch ihre Erlebnisse traumatisiert, hinzu käme die "zermürbende Situation" in Deutschland voller Unklarheit. "Menschen mit all ihren Hoffnungen fallen regelrecht in sich zusammen", sagte Mesovic.

 

Um den Suizidversuchen von Flüchtlingen entgegenzusteuern und diese zu verhindern, forderte FDP-Innenpolitiker Jan-Christoph Oetjen eine Meldepflicht. Das Land müsse sich ein Gesamtbild machen. "Asylbewerber befinden sich in der Obhut des Staates. Da muss der Staat auch wissen, was mit den Menschen geschieht", sagte Oetjen.