Mariannenpark: Jetzt droht Leipzig dem SV Wacker mit Räumungsklage

Erstveröffentlicht: 
03.05.2017

Um die Sportanlage im Leipziger Mariannenpark bahnt sich ein juristischer Streit an. Eine Kündigungsfrist hat der SV Wacker verstreichen lassen. Wenn der Fußballverein die Anlage bis Freitag, 5. Mai, nicht zurückgibt, will die Stadt Räumungsklage einreichen.

 

Leipzig. Um die Sportanlage im Schönefelder Mariannenpark bahnt sich eine juristische Auseinandersetzung an. Der Hauptpächter, der SV Wacker, hat die Aufforderung der Stadt zur Räumung des Geländes ungenutzt verstreichen lassen. Das teilte Sportamtsleiterin Kerstin Kirmes am Mittwoch auf LVZ-Anfrage mit. Dem Sportverein sei daher eine neue, nunmehr „letzte Frist“ gesetzt worden. Danach soll er die Sportanlagen und das Vereinsheim bis zum Freitag an die Stadt zurückgeben. „Wird diese Frist nicht eingehalten“, so Kirmes, „wird Räumungsklage eingereicht.“

 

Wie berichtet, hatte die Stadt den Pachtvertrag mit dem SV Wacker aus dem Jahr 2011 fristlos aufgekündigt. Demnach sollte der Verein das Gelände bereits bis zum 28. April verlassen. Die Stadt warf dem Fußballverein diverse Vertragsverletzungen vor. So habe er unter anderem trotz mehrfacher Aufforderungen eine Jahresabschlussrechnung für 2015 nicht korrigiert und damit keine ordnungsgemäße Verwendung von öffentlichen Geldern nachweisen können.

 

Soweit die eine, die justiziable Seite des Falls. Die Ursachen für die kompomisslose Trennung dürften aber tiefer liegen – und zwar im Dauerstreit zwischen dem SV Wacker und dem FC International, dem die Kommune vor drei Jahren eines der vier Spielfelder auf der Anlage übertrug. Wacker warf Inter etwa vor, Rechnungen nicht zu bezahlen. Inter grämte, dass seinen jungen Fußballern der Zutritt zu Umkleide- und Sanitäranlagen im Vereinsheim verwehrt ist. Als Wacker dann auch den Hauptzugang zum Sportplatz für Inter dicht machte, trafen sich beide Seiten vor Gericht. Anfang März begann Inter, eine eigene Umkleide- und Sanitäranlage am Sportplatz zu errichten – ohne Baugenehmigung. Vor zwei Wochen brannte das Gebäude ab. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

 

Das Sportamt will die bisher von Wacker genutzten Anlagen erst einmal selber verwalten, „bis ein neuer Pächter mit plausiblem, inhaltlich und wirtschaftlich fundiertem Konzept gefunden worden ist“, sagte Kirmes.

 

Die Verunsicherung auf dem Platz ist groß. „Durch die Kündigung stehen 250 Sportler auf der Kippe“, warnte Martin Borowsky, Abteilungsleiter Fußball bei SV Wacker, schon vor drei Wochen im Gespräch mit der LVZ. Denn neben seinem Klub bangen noch vier weitere Vereine um ihre Zukunft: die Fußballer von der Sportgemeinschaft PKM Anlagenbau und BC Eintracht, die Fußballerinnen vom FFC Wacker und die Rugbyspieler von den Leipzig Scorpions.

 

Nach Auskunft der Stadt hat der SV Wacker ihnen ohne die erforderliche Zustimmung des Sportamtes den Platz untervermietet. Dennoch soll die Auseinandersetzung mit dem SV Wacker zunächst keine Auswirkungen auf die anderen vier Vereine haben. Das habe Kirmes ihnen gestern Nachmittag bei einem Treffen mitgeteilt. Kirmes: „Um keine unbillige Härte ins Spiel zu bringen und den Unternutzern Zeit zur Orientierung zu geben, ist angedacht, nach Rückgabe durch den Pächter den betroffenen Mitnutzern Nutzungsverträge anzubieten, bis ein neuer Hauptpächter gefunden ist.“

 

Von Klaus Staeubert