Anschlag auf türkisches Vereinsbüro in Neumünster

„Na“ ist kurdisch und „Hayir“ türkisch. Beides heißt „Nein“. Wer hinter den Graffiti an der Hauswand der Deutsch-Türkischen Familienunion an der Joachimstraße 17 steckt, ist offen.
Erstveröffentlicht: 
19.04.2017

Auch ein Auto wurde beschädigt. Sollte sich der Verdacht auf einen politischen Hintergrund erhärten, übernimmt das LKA die Ermittlungen.

 

 Das Verfassungsreferendum in der Türkei mit dem knappen Ja für das Präsidialsystem Erdogans hat möglicherweise einen gewalttätigen Nachhall in Neumünster gefunden. Darauf deuten zumindest zwei dicht beieinander liegende Tatorte in der Innenstadt hin.

 

An der Christianstraße wurde in der Nacht zu Dienstag ein Mercedes Vito bei einem Brand stark beschädigt. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um Brandstiftung handelt. Der Transporter eines türkischen Unternehmens war in Höhe der Elektrofirma Klee am Fahrbahnrand abgestellt worden. Gegen 3 Uhr hatten Anwohner das Feuer bemerkt und die Einsatzkräfte alarmiert. Die Berufsfeuerwehr war mit einem Löschfahrzeug vor Ort und löschte den Brand, dessen Spuren noch auf dem Asphalt zu sehen sind. An dem Wagen entstand ein Schaden in Höhe von rund 6000 Euro.

 

„Ich bin froh, dass die Hausfassade nichts abbekommen hat, die eine Seite des Lieferwagens war schwarz von Ruß und Qualm“, sagte Geschäftsinhaber Michael Klee. Ein politischer Hintergrund erscheint ihm wahrscheinlich. „Bedauerlich, dass offenbar innertürkische Auseinandersetzungen auf Neumünsters Straßen ausgetragen werden“, so Klee.

 

Nur ein paar Meter weiter an der Joachimstraße 17 besprühten Unbekannte die Außenwand des Vereinsbüros der Deutsch-Türkischen Familienunion und warfen einen Gegenstand durch die Scheibe. Der Vorfall wurde am Morgen bei der Polizei angezeigt. „Im Innern der Räume fand man eine Rauchgaskartusche, die sich entleert hatte. Personen sind offenbar nicht zu Schaden gekommen“, sagte Polizeisprecher Sönke Hinrichs auf sh:z-Nachfrage.

 

Die Graffiti „Na“ und „Hayir“ sind kurdisch beziehungsweise türkisch und bedeuten „Nein“. Die zerschlagene Fensterscheibe war am frühen Dienstagnachmittag noch notdürftig mit Pappe abgedeckt. „Das waren Polen-Böller oder Dynamit“, sagte ein Mann, der mit zwei Kollegen die schwarzen Schriftzüge übermalte. Ihre Namen wollten sie nicht nennen und sich auch nicht fotografieren lassen. Für den Mann ist klar: „Das war die PKK.“ Direkt gegenüber von den Vereinsräumen waren an einem anderen Firmenwagen eines türkischen Handwerksbetriebs Reifen beschädigt worden.

 

„Die Kripo der Polizeidirektion Neumünster hat die ersten Ermittlungen aufgenommen“, sagte Polizeisprecher Hinrichs. Dabei werde auch untersucht, ob ein Zusammenhang mit dem Vorfall an der Çhristianstraße besteht, so Hinrichs: „Sollte sich der Verdacht auf einen politischen Hintergrund bestätigen, dann übernimmt das Landeskriminalamt in Kiel die Ermittlungen.“ Die Polizei bittet um Hinweise unter Tel..

 

Für Ibrahim Ortacer, den Sprecher der Türkischen Gemeinde Neumünster, sind die Taten „ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben in Neumünster. Das ist eine Provokation von Extremisten.“