AfD wirbt für Sicherheits-App - und will kräftig daran verdienen

Erstveröffentlicht: 
16.12.2016

In Berlin präsentieren AfD-NRW-Chef Marcus Pretzell mit der Bundesvorsitzenden Frauke Petry eine Sicherheits-App. Die AfD verweigerte die Auskunft darüber, ob sie damit Geld verdient. Nach stern-Informationen ist genau das der Fall.

 

Von Wigbert Löer und Alexander Triesch

Sie hatten die große Bühne gewählt, Berlin, das Haus der Bundespressekonferenz. Der NRW-AfD-Chef Markus Pretzell und die Bundesvorsitzende Frauke Petry wollten der Öffentlichkeit etwas mitteilen. Nicht um die Machtkämpfe sollte es gehen, nicht um die fragwürdigen Vorgänge bei der Aufstellung der Kandidatenlisten für die Landtagswahl. Die nordrhein-westfälische AfD warb mithilfe der Bundeschefin für eine Smartphone-App, mit der sich Menschen schnell Hilfe holen können, wenn sie sich in Gefahr wähnen.

Wenn jemand überfallen wird, macht er über die Anwendung auf sich aufmerksam. Jene die die App ebenfalls auf ihrem Smartphone haben und in der Nähe sind, können ihm zur Hilfe kommen – das ist die Idee der Anwendung "SafeMyPlace", deren Vollversion im AppStore 2,99 Euro kostet. Was auf den allerersten Blick hilfreich wirkt, kann allerdings schnell ins Gegenteil umschlagen: Mithilfe der App lässt sich auch zügig ein Mob organisieren, lassen sich Menschen ungeprüft und zu Unrecht bedrängen. Der Weg von der Hilfeleistung zur Übergriffigkeit und Selbstjustiz ist da fix zurück gelegt.

Klage gegen die Partnerschaft wird vorbereitet

Interessant an dem Auftritt des AfD-Paares Petry und Pretzell war aber vor allem, was gar nicht oder nur auf Nachfrage mitgeteilt wurde. Warum schwingt sich ein Landesverband der Partei auf, ein solches Softwareprodukt zu promoten? Steht der komplette Vorstand der NRW-AfD hinter der Aktion? Und, diese Frage wurde in Berlin gestellt: Verdient die NRW-AfD mit, wenn Menschen sich die App kaufen? Nach stern-Informationen wurde die App im Landesvorstand kontrovers diskutiert. Zwei Mitglieder enthielten sich der Stimme, zwei stimmten gegen die Zusammenarbeit mit dem App-Anbieter. Offenbar will auch jemand beim Landesschiedsgericht gegen die Partnerschaft klagen.

Ob die AfD von dem Vertrieb der App finanziell profitiere, wurde Marcus Pretzell direkt gefragt. "Dazu gibt es keine Angaben", antwortete er. Etwas später sagte Pretzell, er selbst bereichere sich nicht daran. "Also kriegen Sie kein Geld, kann man das so sagen?", fragte eine Journalistin nach. "Das kann man ganz klar so sagen", erwiderte Pretzell.

NRW-AfD sollen Anteile versprochen worden sein

Nach stern-Informationen stellte ein Firmenvertreter das Produkt anhand einer Powerpoint-Präsentation vor einigen Wochen vor. Die versammelten Landesvorstände bekamen auch eine Kalkulation vorgelegt: Prognosen, mit welchen Zahlen die AfD bei der Partnerschaft rechnen könne. "Es ging nach meiner Erinnerung um Anteile von ungefähr 25 bis 30 Prozent für uns", sagte ein Teilnehmer der Sitzung dem stern.