Bürojobs beim BND: Geheimdienst klopft bei Bremer Uni an

Erstveröffentlicht: 
23.12.2016

Der Bundesnachrichtendienst (BND) sucht händeringend nach potentiellen Nachwuchskräften. Im Visier der Jobfahnder: Absolventen der Uni Bremen. Der BND hat 17 verschiedene Stellenangebote - für Jobs im Büro. Von Frank Hethey

 

Wunderliche Weihnachtspost für die Uni Bremen: Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat sich bei mehreren Fachbereichen gemeldet. Die einstige linke Kaderschmiede – jetzt im Visier der Schlapphüte aus Pullach? Die Wahrheit ist viel profaner: Der Auslandsgeheimdienst sucht händeringend qualifiziertes Personal. Und ist bei seinen digitalen Streifzügen auf eine heiße Spur gestoßen – die Uni Bremen als Top-Ausbildungsstätte für potenzielle Nachwuchskräfte. Im Visier der Jobfahnder: die Absolventen der Fachbereiche Physik und Elektrotechnik, Mathematik und Informatik sowie Sprach- und Literaturwissenschaften.

Wer auf Agentenabenteuer aus ist, wird indes kaum auf seine Kosten kommen. Was der BND zu bieten hat, sind durchweg Bürojobs. Am spannendsten klingt noch das Angebot der Abteilung Technische Aufklärung im Bereich Kryptologie. Zu deren Schwerpunkten zählt die Implementierung und Untersuchung von Chiffrierverfahren, unerlässlich dafür: „Freude am logischen Denken“. Allerhand Bedarf hat auch die Abteilung Informationstechnik am Dienstort München. Als Netzwerktechniker soll man ein Händchen haben für den Betrieb und die „Entstörung“ interner und externer Systeme und Datennetze.

Zeitgemäße Personalsuche

Mit insgesamt 17 verschiedenen Stellenanzeigen schlägt der Geheimdienst an der Uni Bremen auf. Auf dem Wunschzettel finden sich unter anderem Datenbankspezialisten, Systemingenieure, Systembetreuer oder Software- und Anwendungsentwickler. Alles Experten, die für die gezielte Beschaffung und Auswertung frei verfügbarer Informationen gebraucht werden.

Am liebsten wäre es den Headhuntern vom BND, wenn die Absolventen direkt informiert oder die Stellenanzeigen am Schwarzen Brett ausgehängt würden. Eine kuriose Vorstellung: BND-Stellenanzeigen neben Polit-Plakaten linksalternativer Szeneaktivisten. Der Staatsschutz auf Nachwuchssuche ausgerechnet dort, wo viele Jahre kein Staat zu machen war. Die Zeiten der viel gescholtenen „linken Kaderschmiede“ gehören zwar längst der Vergangenheit an, so ganz vergessen sind sie aber nicht.

BND-Pressesprecher Martin Heinemann kann allerdings nichts Ungewöhnliches an diesem Vorstoß finden. „Der BND versucht, mit zeitgemäßen Mitteln seinen Nachwuchs zu gewinnen“, sagt er. Dazu zähle nicht nur die Kontaktaufnahme mit Hochschulen, sondern auch die Teilnahme an Jobmessen. „Mit neuen Formen der Personalgewinnung versuchen wir, die bestmöglichen Bewerber zu bekommen.“

Tatsächlich hat der BND es ziemlich nötig. Die Konkurrenz ist groß, in Deutschland buhlen 40 Sicherheitsbehörden um qualifizierte Mitarbeiter. Darunter der Bundesverfassungsschutz, das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, der Militärische Abschirmdienst, das Zollkriminalamt und Dutzende von Landesbehörden.

Aussicht auf Verbeamtung

Da muss der BND schon dick auftragen, um beim Wettbewerb um die hellsten Köpfe mithalten zu können. Der Dienst ködert den Nachwuchs mit einer unbefristeten Beschäftigung und der Aussicht auf Verbeamtung. Schon jetzt besteht ein Drittel des Personals aus Beamten, der Rest setzt sich aus Tarifbeschäftigten und Soldaten zusammen. Nicht ohne Stolz verweist der BND auch auf einen Frauenanteil von 40 Prozent.

Klar ist aber auch: Bewerben kann sich nicht jeder, unbedingte Voraussetzung für den Dienst beim Dienst ist die deutsche Staatsangehörigkeit. Weil der BND als Sicherheitsbehörde ein besonderes Schutzbedürfnis hat, müssen sich die Bewerber auch mehr Fragen gefallen lassen als sonst üblich. Wer hier anheuern will, unterliegt der strengsten Sicherheitsprüfung der Kategorie 3. Da sind dann nicht nur Auskünfte zu sämtlichen privaten oder geschäftlichen Auslandsreisen gefragt. Sondern auch Referenzpersonen, um die Angaben des Bewerbers zu bestätigen.

Und wie geht die Uni Bremen mit dem Hilfsersuchen um? In der zentralen Verwaltung ist von der Post aus Pullach nichts bekannt. „Es ist allerdings nicht unüblich, dass Unternehmen ihre Stellengesuche gezielt dezentral an Fachbereiche, Studiengänge oder Einzelpersonen mit Bitte um Weiterleitung senden“, sagt Uni-Pressesprecher Eberhard Scholz.

Derzeit beschäftigt der BND rund 6500 Mitarbeiter, davon bereits 2000 in Berlin. Eine Zahl, die sich noch mal verdoppeln soll, sobald die neue Zentrale vollständig bezugsfertig ist. Aus Bayern werden die Geheimdienstler aber nicht zur Gänze abgezogen, auch die alte Unterkunft in Pullach soll nicht vollends verwaisen.