Hatte sächsischer Verfassungsschutz Kontakt zur Terrorzelle Freital?

Erstveröffentlicht: 
12.11.2016

Freital/Dresden - Bahnt sich in Sachsen etwa der nächste Skandal an? Wie der Spiegel in seiner Sonnabend-Ausgabe und vorab online berichtet, soll der Informant, der vergangenes Jahr die Ermittler auf die Spur der Terrorgruppe Freital führte, in Kontakt zum Verfassungsschutz gestanden haben.

 

Der Informant soll bei mindestens einer Tat dabei gewesen sein und sollte laut Aktenvermerk der Polizei dem Geheimdienst vermittelt werden. Am 1. November hatte die sogenannte "Terrorgruppe" Freital einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim in Freital verübt. 

 

Zudem soll die Zelle auch Anschläge auf ein Wahlkreisbüro und eine weitere Asylunterkunft am 20. September 2015, einen Anschlag auf ein alternatives Wohnprojekt am 20. Oktober 2015 und schließlich den am 1. November verübt haben. 

 

In dieser Woche wurde bekannt, dass der Generalbundesanwalt sieben Männer und eine Frau anklagt. Ihnen wird die Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung vorgeworfen.

 

Und auf deren Spur sollen die Ermittler nun ausgerechnet durch einen Mann gebracht worden sein, der bei mindestens einer der Taten selbst dabei gewesen sein soll.


Laut den Informationen des Spiegels fand das Bundeskriminalamt auf dem Handy des Informanten einen SMS-Austausch mit einem gewissen Herrn Kaiser, den sie nicht zuordnen konnten. Der Informant gab an, dass es sich bei dem Mann um einen Mitarbeiter vom Verfassungsschutz handeln soll.

 

Was jedoch noch pikanter ist: Der Informationsgeber soll nach Spiegel-Informationen bei einem Überfall auf Pro-Asyl-Teilnehmer beteiligt gewesen sein, bei dem auch der Sohn des stellvertretenden Ministerpräsidenten Sachsens Martin Dulig (SPD) verletzt wurde.

 

Timo S., Tom R. und Torsten L. standen wegen gefährlicher Körperverletzung im Zusammenhang mit dieser Jagd auf Flüchtlingsunterstützer, also auch den Dulig-Sohn, im April 2016 vor dem Dresdner Amtsgericht. Ist der Informant etwa einer von ihnen?

 

Bislang wollte sich der Verfassungsschutz zu den Vorwürfen nicht äußern. Dafür zeigte sich der innenpolitische Sprecher der Grünen im Sächsischen Landtag, Valentin Lippmann entsetzt.

 

Gegenüber MDR Sachsen sagte er: "Dann hätte der Angriff am 1. November 2015, bei dem es um einen Mordversuch geht, unter den Augen des Verfassungsschutzes stattgefunden."

 

Pikant ist auch, dass im Sächsischen Landtag im März auf einer Sondersitzung mehrfach angefragt wurde, ob V-Leute oder verdeckte Ermittler in Freital aktiv waren. Das wurde von der sächsischen Landesregierung stets verneint. Zum Verfassungsschutz wurden keine Angaben gemacht.