Asyl: Keine Wohnungen mehr für Single-Männer

Erstveröffentlicht: 
29.10.2016

Nach dem Terror-Alarm vor drei Wochen hat die Stadt ihr Unterbringungskonzept für Flüchtlinge geändert. Weitere Schritte sollen folgen.

 

Allein nach Deutschland eingereiste männliche Asylsuchende, die sich ohne Familie im Land aufhalten, werden in Chemnitz künftig in der Regel wieder in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Das hat Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig gestern Abend auf einer Einwohnerversammlung im Stadtteil Kappel bekanntgegeben. Die Regelungen gelten demnach insbesondere auch für Asylbewerber aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten sowie aus Nordafrika, sagte Ludwig. In Mietwohnungen sollen Flüchtlinge künftig nur noch dann einquartiert werden, wenn bei ihnen keinerlei Auffälligkeiten vorliegen, sie insbesondere auch strafrechtlich noch nicht näher in Erscheinung getreten sind.

 

Angesichts eines rasanten Anstiegs der Asylbewerberzahlen hatte die Stadt ab Ende vergangenen Jahres vermehrt auch Wohnungen für Wohngemeinschaften von allein eingereisten Männern zur Verfügung gestellt. Diese Gruppen hätten häufig nicht funktioniert, sagte das Stadtoberhaupt. Bis heute leben rund 86 Prozent der aktuell rund 3400 auf Dauer in der Stadt untergebrachten Flüchtlinge in Wohnungen, die von ihnen selbst angemietet oder vom Sozialamt gestellt werden. Darunter viele Familien.

 

Bereits nach dem Großeinsatz gegen einen Terrorverdächtigen in Kappel zu Monatsbeginn hatte Ludwig angekündigt, das Unterbringungskonzept der Stadt auf den Prüfstand zu stellen. In einer von einem Syrer angemieteten Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Straße Usti nad Labem war damals gut ein Kilo Sprengstoff entdeckt worden. Ein der Vorbereitung eines Anschlags verdächtiger Landsmann hatte sich dort ohne Wissen der städtischen Behörden aufgehalten.

 

An der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingsfamilien will die Stadt weiter festhalten. Dabei solle künftig wieder stärker darauf geachtet werden, dass Ballungen in einzelnen Straßen und Stadtteilen möglichst vermieden werden, sagte Ludwig. Anwohner aus Markersdorf und Helbersdorf hatten sich gestern darüber beklagt, dass in einzelnen Wohnhäusern mittlerweile ein Großteil der Wohnungen von Asylbewerbern genutzt werde. Von einer dezentralen Unterbringung könne dort keine Rede mehr sein, hieß es.