Statistiker: Durchschnittliche Kaltmiete in Leipzig ist 2015 leicht gesunken

Erstveröffentlicht: 
02.09.2016

Am Freitag stellte die Stadt ihren neuen statistischen Quartalsbericht vor. Überraschendes Ergebnis: Die Kaltmieten in Leipzig sind leicht gesunken, auch werden Haushalte dank gestiegener Einkommen von den Wohnkosten weniger belastet als zuvor. Allerdings explodieren die Preise bei Neubauten.

 

Leipzig. Angesichts immer neuer Meldungen über rasant steigende Mieten klingt es fast unglaublich. Dennoch ließen die Statistiker im Leipziger Rathaus am Freitag keinen Zweifel daran, dass vergangenes Jahr die durchschnittliche Kaltmieten in der Messestadt leicht gesunken sind. Ende 2014 habe sie noch bei 5,38 Euro pro Quadratmeter gelegen, erklärte Amtsleiterin Ruth Schmidt. „Ende 2015 waren es 5,29 Euro, also neun Cent weniger.“

 

Dass der Eindruck vieler Messestädter ein ganz anderer ist, führte sie darauf zurück, dass die Öffentlichkeit meist nur auf die sogenannten Angebotsmieten schaue. Diesen Wert ermitteln Internetportale aus den bei ihnen geschalteten Anzeigen. „Gerade für die besonders begehrten, sehr günstigen Wohnungen werden aber häufig gar keine Inserate geschaltet. Wenn dort jemand ausziehen will, werden sie ruckzuck im Bekanntenkreis, durch Erzählen oder einen Zettel an der Haustür weitervermittelt.“ Folglich spiegele die Angebotsmiete, die die Statistiker der Stadt für ihren neuesten Quartalsbericht genauer erforscht haben, stets nur einen Teil des Marktes wieder.

 

Wirklich repräsentative Daten liefere hingegen die Kommunale Bürgerumfrage, fuhr Schmidt fort. Fast 8000 Leipziger hatten sich an der jüngsten Erhebung hierzu beteiligt. Der Mittelwert der Kaltmieten sank demnach 2015 leicht auf die schon erwähnten 5,29 Euro. Je nach Art der Häuser wurden im Plattenbau durchschnittlich 4,72 Euro, in Gründerzeitwohnungen 5,41 Euro und in den nach 1991 errichteten Neubauten 6,08 Euro gezahlt.

 

Weil jedoch gleichzeitig die Betriebskosten (Heizung, Wasser, Strom) im vergangenen Jahr stark anzogen, kletterte die durchschnittliche Warmmiete in Leipzig um fünf Cent auf 7,50 Euro. „Die Gesamtmietbelastung der Einwohner ging ein wenig zurück, weil die Haushaltsnettoeinkommen gestiegen sind“, erläuterte Schmidt. Weil eine überdurchschnittlich hohe Mietbelastung Voraussetzung für die Einführung einer Mietpreisbremse wäre, komme dieses Instrument für Leipzig vorerst nicht in Frage.


Bei den Angebotsmieten ergebe sich teilweise ein ganz anderes Bild. 2012 hätten diese noch fast gleichauf mit den Bestandsmieten gelegen. Damals wurden 45.000 freie Wohnungen in Leipzig inseriert. Im vergangenen Jahr hätten nur noch 32.000 Wohnungen auf den Internetportalen oder in Zeitungsanzeigen zur Auswahl gestanden. Zudem seien die geforderten Kaltmieten in die Höhe geschnellt wie nie zuvor – nämlich um 35 Cent pro Quadratmeter auf 5,75 Euro. Zum Vergleich: 2012 lag der durchschnittlich geforderte Preis bei 5,00 Euro.

 

„Vor allem Wohnungen mit hochwertiger Ausstattung und im Neubau sind die Preistreiber der Angebotsmieten“, zitierte Abteilungsleiter Peter Dütthorn aus dem Quartalsbericht. „Im Neubau liegt selbst das untere Drittel der Angebote bei 9,00 Euro.“ Frisch sanierte Altbauten seien indes etwas günstiger. Voriges Jahr sei der Leipziger Bestand um genau 1814 auf insgesamt 333.562 Wohnungen gestiegen.

 

Ursachen dieser Entwicklung seien die wachsende Nachfrage, steigende Grundstückspreise und gesetzliche Vorschriften zur Energieeinsparung vor allem im Neubau, meinte Dütthorn. Während Ende 2015 in Teilen des Leipziger Ostens und in Grünau die Angebotskaltmieten deutlich unter 5,00 Euro lagen, erzielte das Zentrum-Südost mit 8,94 Euro den höchsten Durchschnittswert. Dies habe an einer Sondersituation durch die Fertigstellung des LKG-Carrés mit 452 neuen Wohnungen gelegen, so der Statistiker. Auffallend sei auch, dass im Stadtteil Heiterblick („wegen der Nähe zu großen Firmen wie BMW“) die Angebotsmieten fast explodierten. Sie lagen dort nun genauso hoch wie in der Südvorstadt: bei 6,63 Euro.