Schützenhaus-Wirt sagt nach Drohungen ab: AfD in Bergen obdachlos

Erstveröffentlicht: 
19.08.2016

Drohungen Unbekannter gegen das Restaurant Schützenhaus in Bergen haben dafür gesorgt, dass die Alternative für Deutschland eine dort geplante Wahlkampfveranstaltung abgesagt hat.

 

Bergen. Eigentlich hatte der Lüchow-Dannenberger Kreisverband der Partei Alternative für Deutschland (AfD) am Sonnabend eine Wahlkampfveranstaltung im Bergener Restaurant Schützenhaus abhalten wollen. Dort hatte der AfD-Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel sprechen und als prominenter Gast aus den eigenen Reihen anlässlich des Kommunalwahlkampfes auf Wählerfang gehen sollen. Wie gesagt: eigentlich.

Denn die Inhaber des Schützenhauses haben einen Rückzieher gemacht. Sie wollen die Partei an dem Abend nun doch lieber nicht beherbergen. Ganz freiwillig war der Schritt offenbar nicht. Gegenüber der EJZ wollte sich die Wirtin zwar nicht ausführlich äußern, bestätigte aber, dass es mehrere Drohanrufe gegeben habe. Unbekannte setzten die Wirtin nach ihrer Aussage unter Druck. Es würden Angriffe stattfinden, sollte die Veranstaltung tatsächlich in Bergen stattfinden, habe der Anrufer gesagt. “Sehr unschön” seien die Anrufe gewesen, sagt die Frau. Sie habe sich schließlich entschieden, die AfD auszuladen und künftig keine Veranstaltungen der Partei mehr zu beherbergen. “Ich möchte, dass hier alles heil bleibt”, sagt sie. Der Veranstaltung zugestimmt habe sie ohnehin nicht wegen der Nähe zur Partei, sondern weil sie Wilhelm von Gottberg aus Schnega, der Mitglied des AfD-Landesvorstandes ist, kenne.

Nicht verwundert über die Anrufe ist Stephan Bothe, Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes. So etwas sei in Lüchow-Dannenberg nun erstmals passiert, gehöre im Landkreis Lüneburg aber längst zum Alltag. “Wir haben bereits in 60 Fällen Absagen von Betreibern von Räumlichkeiten bekommen”, sagt Bothe.

Manche Wirte würden von sich aus so handeln, die Mehrheit jedoch, weil es vor geplanten Veranstaltungen Drohungen gebe. “Die Wirte haben verständlicherweise Angst, dass man ihnen die Scheiben einschlägt”, meint Bothe.

Er vermutet hinter den Drohungen ein systematisches Vorgehen antifaschistischer Gruppen. Würden Drohanrufe eingehen, würden die Wirte zu 90 Prozent einknicken. “Es zeigt, dass wir in Deutschland ein Demokratieproblem haben”, findet Bothe. Es könne nicht sein, dass extremistische Gruppen den Parteien vorschreiben würden, wie sie Wahlkampf zu machen hätten. In Lüneburg seien bereits so gut wie alle Wahlplakate der AfD abgerissen worden, Infostände würden blockiert.

Die Polizei bestätigt, dass es Antifa-Präsenz bei AfD-Veranstaltungen gebe. Unmutsbekundungen gebe es regelmäßig, handfeste Auseinandersetzungen eher selten, betont Polizeisprecher Kai Richter. Zu Drohungen gegen Wirte kann er dagegen nichts sagen. Er betont aber: “Wenn so etwas angezeigt wird, dann ermitteln wir natürlich.”

Ob die Hampel-Veranstaltung nun anderswo in Lüchow-Dannenberg stattfindet, ist noch unklar. “Wir sind auf der Suche, aber das ist nicht so einfach”, sagt Bothe.

Von Benjamin Piel