Berater mit rechtsradikaler Vergangenheit beeinflussten Unister-Führung

Erstveröffentlicht: 
17.08.2016

Zwei ehemals führende Rechtsextremisten aus Österreich haben ab 2013 wesentlichen Einfluss auf das Management des Leipziger Reisekonzern Unister ausgeübt. Das ergaben gemeinsame Recherchen der Sächsischen Zeitung und der Zeit.

 

Einer von ihnen ist der gebürtige Innsbrucker und frühere Republikaner-Funktionär Reinhard Rade. Er hatte sich das Vertrauen des im Juli bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Unister-Chefs Thomas Wagner sowie der langjährigen Nummer zwei des Unternehmens, Daniel Kirchhof, erworben. Rade war den Recherchen zufolge als „Berater der Gesellschafter und Sonderbeauftragter der Geschäftsführung“ tätig.

 

Der in Bayern aufgewachsene Ex-Republikaner war zudem zeitweise Gesellschafter einer Firma, die heute zweitgrößte Aktionärin der Unister-Tochter Travel24 ist. 2015 hatte Rade nach SZ-Informationen das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz an seinen Freund und Geschäftspartner Hans Jörg Schimanek weitergegeben. Schimanek war in den 1990er-Jahren wegen „nationalsozialistischer Wiederbetätigung“ in Österreich zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Über die Firma Loet Holding AG in Baar im Kanton Zug wurde der heute 52-Jährige den Recherchen zufolge zweitgrößter Teilhaber an der Travel24.com AG. Über diese Beteiligung hatte Unister unter anderem den Einstieg in den deutschen Hotelmarkt geplant.

 

Rade, der in Leipzig auf dem Immobilienmarkt tätig ist, hatte bei diesem Plan eine Schlüsselrolle inne. Sein Einstieg in den Unister-Konzern wurde möglich, weil er dem Manager Kirchhof im Jahr 2012 beim Aufbringen einer Kaution in Höhe von 200 000 Euro half, als der nach einer Razzia der Staatsanwaltschaft Leipzig in Untersuchungshaft saß. Rade hatte zuletzt die radikalen Leipziger Legida-Kundgebungen unterstützt. Unmittelbar nach der Wende war Rade unter anderem als „DDR-Koordinator“ der Republikaner tätig. Am Sitz einer seiner Firmen in Leipzig residierte zeitweise auch ein antisemitisch orientierter Verlag.

 

Ein Unister-Sprecher sagte, von Akteuren mit rechtsextremer Vergangenheit im Konzern habe man nichts gewusst. Das Unternehmen distanziere sich ausdrücklich von solchem Gedankengut.