Rechtsextreme Parallelwelt

Junge „Sturmvogel“-Anhänger beim Fähranleger in Rostock; Photo: Ronny Wolff
Erstveröffentlicht: 
30.07.2016
Von Andrea Röpke

Der völkische „Sturmvogel“ ist mit seinem Sommerlager für Kinder und Jugendliche nach Südschweden ausgewichen.

 

Endlose Wälder und unzählige Seen: Das ist Smaland in Südschweden. Völlig ungestört sollte das Sommerlager des rechtslastigen „Sturmvogels – Deutscher Jugendbund“ dort stattfinden.  Die rund 40 Kinder und Jugendlichen hatten am Abend des 23. Juli die Fähre  von Rostock nach Trelleborg genommen und waren dann mit dem Zug weiter in die Region Markaryd gefahren.

 

In einer Gegend, in der viele Deutsche Ferienhäuser besitzen, es aber nur wenige Einwohner gibt, errichteten sie unter Anweisung ihrer Anführer die dunklen Zelte. Militärrucksäcke und Isomatten wurden ausgepackt und die grün-schwarze Sturmvogel-Uniform übergestreift.  Danach verlief das Sommerlager wie üblich: Frühsport, Morgenappell, Wanderungen, Gesänge, Geländespiele.  Die Rechercheure der antirassistischen Zeitschrift EXPO aus Stockholm wurden auf die Aktivitäten aufmerksam.

 

In der Bundesrepublik Deutschland wird der „Sturmvogel“, anders als seine Vorläufer „Wiking-Jugend“ und „Heimattreue Deutsche Jugend“, nicht vom  Verfassungsschutz beobachtet, obwohl zahlreiche der Eltern und jungen Anführer tief in das rechtsextreme Netzwerk verwoben sind.  Das Brandenburger Amt hat aber Kenntnis davon, dass in den Lagern eine „rechtsextreme Parallelwelt“ existiere.

 

Schwarzer Vogel im Wimpel

 

So brachten unter anderem der Chef des NPD-Ordnungsdienstes in Mecklenburg-Vorpommern, Frank Klawitter oder der Schweizer Holocaust-Leugner Bernhard Schaub ihren Nachwuchs zu den Lagern. Vor allem völkische Siedlerfamilien aus der Lüneburger Heide und Mecklenburg halten die Sturmvogel-Strukturen aufrecht. Die beiden Bundesführer der Organisation kommen aus Bayern.

 

Das letzte Winterlager, heimlich durchgeführt im Zentrum des Pfadfinderbundes im hessischen Immenhausen, wurde aufgekündigt, nachdem die Pfadfinder von der wahren Identität ihrer Mieter erfahren hatten. (bnr.de berichtete)

 

In Südschweden errichtete die Uniform-Truppe mit dem schwarzen Vogel im Wimpel ihr Lager auf dem Anwesen eines Mannes aus Schleswig-Holstein. Kein Zufall. Dessen Vater, Guido L. aus Fallingbostel,  geboren 1925, gehörte in den 1980er Jahren zum Vorstand der rassistischen Arier-Sekte „Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft“.  Zu dieser Organisation werden auch ehemalige Anführer und Mitglieder des „Sturmvogels“ gerechnet.