Kaum Proteste - Bilderberg-Konferenz: Getönte Scheiben und viel Polizei

Erstveröffentlicht: 
09.06.2016

Kein Grund zur Aufregung am Ankunftstag: In der Dresnder Altstadt hat die Bilderberg-Geheimkonferenz begonnen. Der groß angekündigte Protest blieb aus, die ausgesuchten Gäste, unter ihnen Ex-US-Außenminister Henry Kissinger, verschwanden schnell im Hotel.

 

Dresden. Die Stimmung in der Altstadt von Dresden war seltsam am Donnerstagabend. Gepanzerte Limousinen mit schwarz getönten Scheiben, dazwischen viele englisch sprechende Journalisten und Fotografen, ein dauerhaft lautstarker Lautsprecher und zahlreiche Polizisten bestimmten das Stimmungsbild am ersten Tag der Bilderberg-Konferenz in der sächsischen Landeshauptstadt. Der groß angekündigte Protest jedoch blieb aus.

 

Gerade mal rund 20 Personen standen bei der Mahnwache für Frieden auf dem Theaterplatz, und keine zehn Leute fanden sich auf dem Postplatz ein, wo eine Gruppe von Privatpersonen gegen die Bundesrepublik Deutschland, die Bilderberg-Konferenz und für einen Austritt aus EU sowie Nato demonstrierte. Am Abend trafen sich nochmals rund 40 Menschen nach einem Aufruf des NPD-Kreisverbands auf dem Postplatz, und auch auf dem Theaterplatz mobilisierte die Linke gemeinsam mit „Die Partei“-Vertretern zumindest 50 Protestler.

 

Trotzdem hatten sich die Veranstalter der Mahnwache für den Frieden schon am Morgen äußerst zufrieden gezeigt: „Unser Ziel ist, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und sie über die Intransparenz, Korruption und das Demokratiedefizit dieses Treffens aufzuklären, nicht grölend vor dem Hotel zu stehen.“

 

Das hätte sich auch schwierig gestaltet – denn jedes Anzeichen von Unruhestiftung wurde von der Polizei sofort unterbunden. Zwei eigens aus Großbritannien angereiste und verhältnismäßig lautstarke Gegner der Konferenz mussten ihre Plakate abgeben und wurden später sogar im Polizeiwagen abtransportiert. Zwischen den Schaulustigen tummelten sich immer wieder auch einige Widersacher, die versuchten, unterschiedlichste Verschwörungstheorien unter den Anwesenden zu verbreiten. 

 

Schwarze Luxuswagen


Auffällig war auch die Anwesenheit vieler Journalisten aus Großbritannien und den Niederlanden, die schon seit Jahren immer im Juni an den jeweiligen Konferenzort reisen. So auch der Reporter Charlie Skelton von der britischen Tageszeitung „The Guardian“, der die Tagung seit mehreren Jahren kritisch verfolgt: „Durch Zufall bin ich damals auf die Konferenz aufmerksam geworden, indem ich die prominente und einflussreiche Teilnehmerliste angeschaut habe und dachte: Wieso wird darüber nicht groß in den Medien berichtet?“

 

Wie von den anderen anwesenden Journalisten war von ihm vor allem Geduld gefragt. Fast ununterbrochen fuhren schwarze Luxuswagen von einem Shuttle-Service um das Hotel, manchmal leer und manchmal mit wichtigen Insassen. Gegen zehn Uhr am Vormittag war Klaus Kleinfeld, Manager des Aluminium-Konzerns Alcoa, der erste Teilnehmer, der vom Portier am Eingang des noblen Tagungshotels Taschenbergpalais begrüßt wurde. Nach und nach trudelten die anderen Eingeladenen ein, verschwanden aber meist schnellen Schrittes im Hotel. Entspannt dagegen gaben sich die Technologie-Unternehmer Peter Thiel (Finanzier des Zahlungssystems PayPal), Demis Hassabis (Programmentwickler für künstliche Intelligenz) und Alex Karp (Besitzer des Softwareunternehmens Palantir Technologies). Die Manager stiegen mit Sonnenbrille und zum Teil winkend aus ihren Fahrzeugen und hatten Yoga-Matten im Gepäck.

 

Später am Nachmittag war der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger im abgedunkelten Van mit Berliner Kennzeichen vorgefahren, jedoch bewusst von Sicherheitspersonal und Gepäckwagen so versteckt, dass kaum jemand einen Blick erhaschen konnte.

 

Der niederländische König Willem-Alexander war beim Eintreffen wenigstens für einen Moment zu sehen (unser Foto), die drei teilnehmenden deutschen Minister Ursula von der Leyen, Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière (alle CDU) dagegen gar nicht. Alles in allem war es ein beschaulicher und friedlicher Auftakt der viertägigen Konferenz – offen ist, ob das bis zum Sonntag so bleibt.

 

Aaron Wörz