Tausende Ermittlungsakten in Sachsen durch Hochwasser vernichtet

Erstveröffentlicht: 
25.05.2016

Sechs Jahre nach der Jahrhundertflut 2010 wird klar: Tausende Ermittlungsakten sind durch das Hochwasser vernichtet worden. Betroffen sind auch Verfahren zu mehreren mutmaßlichen NSU-Unterstützern.

 

Dresden. Durch Hochwasser sind in Archivräumen der Staatsanwaltschaft Dresden Tausende Ermittlungsakten vernichtet worden. Während für die Jahrhundertflut 2002 keine konkreten Angaben mehr gemacht werden könnten, seien 2010 circa „600 laufende Meter Akten“ dem Hochwasser zum Opfer gefallen, heißt es in der Antwort des Justizministers auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (Linke). Sie geht davon aus, dass durch den Verlust der Unterlagen auch die Aufklärung im NSU-Komplex erschwert werde.

 

Zwar gehe aus der Antwort von Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) nicht hervor, wie hoch der Anteil der Akten mit Bezug zur politisch motivierten Kriminalität sei. „Aber nach meinen Informationen waren unter den vernichteten Beständen auch Ermittlungsverfahren zu mehreren mutmaßlichen NSU-Unterstützern“, sagte Köditz am Mittwoch.

 

Wie erst kürzlich bekanntgeworden war, hatte das Hochwasser auch eine vom NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages angeforderte Akte zum V-Mann Ralf Marschner vernichtet. Entgegen anderslautenden Berichten seien diese Unterlagen nicht wieder aufgetaucht, meinte Köditz, die auch stellvertretende Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages ist. Allerdings lägen noch die Akten der Polizei zum betreffenden Fall vor.

 

Laut Gemkows Antwort drang 2002 Grundwasser auch in Archivräume der Staatsanwaltschaft Dresden ein und vernichtete dort Unterlagen zu über 500 Ermittlungsverfahren.