Breisach: 800 Demonstranten gegen AfD-Chefin Petry

Erstveröffentlicht: 
12.03.2016

Während 250 AfD-Anhänger den Ausführungen von Parteichefin Frauke Petry lauschen, ziehen etwa 800 Demonstranten gegen die Rechtspopulisten durch die Stadt. Petry zeigt sich davon unbeeindruckt.

 

Gegen den Auftritt der AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry haben am Samstagmittag in Breisach nach Angaben der Polizei rund 800 Teilnehmer demonstriert (Fotos). Die Veranstaltung verlief bis auf drei Festnahmen wegen Vermummung und Beleidigung von Polizeibeamten friedlich. Zuvor hatten bereits rund 150 Kirchenbesucher im Münster für Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Toleranz gebetet. Petry ließ sich von all dem nicht beeindrucken. Im Hotel am Münster stellte sie vor rund 250 Anhängern das Wahlprogramm ihrer Partei vor und attackierte vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf.

Gegen Rassismus und Intoleranz


Es war eine der größten Demonstrationen der letzten Jahrzehnte in Breisach. Der Zug der Teilnehmer formierte sich am Bahnhof und zog durch Neutorstraße und Gutgesellentor auf den Münsterberg. Die von einem starken Polizeiaufgebot begleiteten Demonstranten bekundeten auf mitgeführten Transparenten und in Sprechchören ("AfD abschalten") ihren Protest gegen die Alternative für Deutschland (AfD). Redner verschiedener Parteien wandten sich gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus und die Aufhetzung der Bevölkerung gegen Ausländer durch Spitzenvertreter der rechtspopulistischen Partei. Sie erinnerten an die Grundwerte der Gesellschaft.

Viele Breisacher zeigen Flagge


Im Demonstrationszug marschierten Mitglieder aller im Breisacher Gemeinderat vertretenen Fraktionen mit – ebenso die Grünen-Landtagsabgeordneten Bärbl Mielich und Reinhold Pix sowie die Landtagskandidatin Birte Könnecke und Kreisrat Reiner Zimmermann (beide SPD). Letzterer erinnerte daran, dass der Gemeinderat der Europastadt die AfD-Bundesvorsitzende einstimmig zur unerwünschten Person erklärt habe. Unter den Teilnehmern waren sehr viele Breisacher, aber auch eine große Zahl Auswärtiger. Auf dem Marktplatz fand eine Abschlusskundgebung statt, bei der der Liedermacher Wolfgang Gerbig aus dem Markgräflerland Protestsongs gegen Rechtspopulisten anstimmte und verschiedene Parteienvertreter und Repräsentanten der Anti-AKW-Bewegung das Wort ergriffen.

Singende Frauen


Schon am frühen Nachmittag waren rund 40 Personen, vorwiegend Frauen, singend durch die Stadt und auf den Münsterberg gezogen. Sie folgten damit unter anderem einem Aufruf der in Umkirch lebenden Jazzsängerin Cécile Verny, um gegen den Auftritt von Petry zu demonstrieren. Am Gebet für Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Toleranz im Münster St. Stephan nahmen fast 150 Kirchenbesucher aus allen Altersgruppen teil. Das Gemeindeteam der Münsterpfarrei hatte die Gebetsstunde vorbereitet. Die Pfarrei richtete den Blick auf die Not der Menschen, die in Sorge um ihr eigenes und das Leben ihrer Angehörigen ihre Heimat verlassen haben und vor Krieg, Gewalt und Zerstörung auf der Flucht sind. Im Mittelpunkt des mit Liedern, Gebeten und Fürbitten gestalteten Gottesdienstes stand die mehrfach wiederholte Bitte um Kraft und Mut überall dort, wo es gilt, die christlichen Werte in unserer Gesellschaft zu verteidigen und mit Engagement, Beharrlichkeit und Entschlossenheit zu vertreten.

Petry zeigt sich unbeeindruckt


Im Hotel am Münster lauschten rund 250 Besucher den Ausführungen von Frauke Petry, während die rund 800 Demonstranten an dem von der Polizei abgeriegelten Gebäude vorbeizogen. Die Bundesvorsitzende der AfD kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen ihrer Migrationspolitik wohl scharf, stellte überraschenderweise das Thema aber nicht in den Mittelpunkt ihrer Rede. Vielmehr versuchte sie, die AfD als eine Partei darzustellen, die sich bereits um alle wichtigen Bereiche der Politik kümmert.

Unter anderem forderte sie eine vereinfachte Steuergesetzgebung, mehr Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild, eine stärkere Förderung von Familien mit Kindern, die Beibehaltung von Gymnasium und dreigliedrigem Schulsystem sowie den Ausbau der Forschung im Bereich der Atomenergie. Entschieden sprach sie sich gegen einen EU-Beitritt der Türkei, die TTIP-Verhandlungen und eine Schwächung des Mittelstandes aus. Zudem stellte sie die AfD als europafreundlich dar. Nach Abschluss ihrer gut einstündigen Rede sowie der sich anschließenden Diskussion wurde sie von ihren Anhängern gefeiert.