50 Beamten für 118 Gäste: Polizei sprengt Abrissparty

Erstveröffentlicht: 
07.02.2016

Nach einer Schmiererei mit Sprühdosen rücken 50 Polizisten an und nehmen von 118 Gästen einer Abriss-Party in Giesing die Personalien auf. Der Veranstalter findet das unverhältnismäßig.

 

München - Schmierereien an Hauswänden haben in München zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage zu einem Großeinsatz der Polizei geführt. Im jüngsten Fall waren keine Edelboutiquen in der Maximilianstraße das Ziel der Sprayer, sondern Hauswände in der Unteren Weidenstraße in Giesing, wo gar nicht so leicht zu unterscheiden ist, welche Graffiti nun jüngeren Datums sind und welche schon seit Längerem die Fassaden verunstalten.

 

Trotzdem haben die beiden Einsätze durchaus Ähnlichkeiten: Wie in der Maximilianstraße, wo in der Nacht zum 24. Januar die Schaufenster von Gucci, Escada, Salvatore Ferragamo und Stone Island besprüht wurden, alarmierten eine Woche später auch in Giesing Augenzeugen die Polizei. Eine Frau zückte sogar ihr Handy, um die Sprayer in Giesing in Aktion zu filmen. Anschließend sprach sie die etwa 15-köpfige Gruppe auch noch an, um sie darüber zu informieren, dass sie sie gefilmt habe. Daraufhin sollen mehrere aus der Gruppe versucht haben, ihr das Handy wegzunehmen, was misslang, weil der Frau jemand zu Hilfe kam. Die Zeugin rief schließlich die Polizei, die Gruppe entfernte sich.

 

Dutzende Menschen feierten die letzte Party

 

Die beiden Zeugen berichteten der Polizei, dass die Gruppe in ein Haus in der Pilgersheimer Straße gegangen sei. Dort fand an dem Abend (29. Januar) eine Abrissparty statt. Jan Rauschnig-Vits von der Gesellschafts- und Kulturwebseite „Mucbook“ beschreibt den anschließenden Polizeieinsatz auf der Mucbook-Seite so: „Im Anschluss an eine Ausstellung, für die die gesamte Wohnung rosa und schwarz gestrichen worden war, feierten Dutzende Menschen die letzte Party in dem zweistöckigen Mietshaus, das einer größeren Version seiner selbst weichen soll. Auf dem Weg zu der Party beschmierte jemand eine Hauswand (...) Die Polizei rückte an, um die Personalien der Partygäste aufzunehmen und jeden zu fotografieren. Wohl aus Prinzip öffnete das Partyvolk den Beamten jedoch nicht die Tür, und wohl aus Prinzip wollten diese sich das nicht gefallen lassen.“
Mehr als 50 Polizisten kontrollierten 118 Gäste

Wie Polizeisprecherin Claudia Künzel am Sonntag mitteilte, waren mehr als 50 Polizisten im Einsatz. Sie kontrollierten sämtliche 118 Gäste im Haus und nahmen deren Personalien auf. Außer der Abrissparty fand noch eine Studentenparty in einer anderen Etage statt. Laut Jan Rauschnig-Vits von Mucbook seien die Gäste auch fotografiert worden: „Nach zwei Stunden belagerungsähnlicher Zustände räumten die Partygäste dann die Wohnung (...) Wie versprochen rückte die Polizei dann ab, die Fete konnte weitergehen. Da waren die meisten der rund 60 bis 80 Leute, die unten vor dem Haus auf Einlass warteten und der ihnen von den kontrollierenden Beamten nicht gewährt wurde, schon weitergezogen.“

 

 

Der Münchner zweifelt die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes an: „Klar, manche Prinzipien müssen durchgesetzt werden, aber war es wirklich notwendig, dass Beamte durch ein Fenster im Treppenhaus auf die zu der Wohnung gehörige Terrasse kletterten, um von dort in die Party einzudringen? Musste allen Ernstes die ganze Pilgersheimer Straße von dem Blaulicht und den Diskussionen zwischen Partyvolk und Polizei um den Schlaf gebracht werden?“

 

 

Der einzig lachende Dritte in dieser Nacht sei der Besitzer der Dönerbude an der Ecke gewesen: „So viel Bier habe ich in 18 Jahren nicht verkauft“, habe der sich gefreut. Bei der Polizei ermittelt nun das Kommissariat 23, das auch wegen der Schmierereien in der Maximilianstraße ermittelt. Dort war der verursachte Schaden wesentlich höher. Bei diesem Polizeieinsatz hatten die Beamten die Personalien von sämtlichen Gästen eines Punk-Konzertes in den Kunstarkaden in der Sparkassenstraße aufgenommen. Die Täter sind noch nicht ermittelt.