Wir haben in unserem vorherigen Artikel [1] die Entstehungsgeschichte einer fremdenfeindlichen Mobilisierung verdeutlicht und auf das notwendige Zusammenspiel bürgerlicher Proteste mit einer astreinen Nazimobilisierung hingewiesen. Tatsächlich ist es so, dass sich der Protest gegen die ZASt Breitscheidstraße Magdeburg erst formierte als die „Interessengemeinschaft Breitscheidstraße“ an die Öffentlichkeit trat.
Die Vereinnahmung der Interessengemeinschaft durch eine rechte, aktionistische Bewegung braucht diese Initialzündung, die dem Thema Fremdenfeindlichkeit eine seriös wirkende Grundlage und Reputation verschafft. Wenn Hausmeister Norman Bauer in unendlicher Verpeiltheit den „Freund“ Herrenkrug samt „grüner Lunge“ vor seiner „kulturellen Vernichtung“ retten will, interessiert das so weit niemanden. Das ist so Nazi, da macht doch keiner mit. Außer Nazis. Selbst Bauer weiß das und wehrt sich gegen die Vereinnahmung durch Rechte. Erfolglos.
Um eine fremdenfeindliche Protestbewegung (Screenshot Yahoo-Gruppe) für Presse, Politik und Medien überhaupt erst interessant zu machen, um Sorgen vor „Fremden“ zu legitimieren, braucht es einen Dipl.-Ing. Renè Chelvier, der am Institut für Simulation und Graphik der Uni Magdeburg, einen Lageplan der zukünftigen ZASt erstellt, die Lage der Häuser simuliert und Befürchtungen über Logistik-Probleme und Wertverlust der Immobilien formuliert. Seinem Wunsch, anonym bleiben zu wollen, können wir nicht entsprechen. Wir veröffentlichen hier auch die Namen und ergoogelten Hintergründe jener, die am zweiten Treffen der Interessengemeinschaft Breitscheidstraße am 27.09.2015 (Screenshot doodle-liste) teilnehmen wollten. Dieses Treffen wurde abgesagt.
- René Chelvier, Dipl-Ing. Uni MD, Unit Leiter bei LINTRA Solutions GmbH, Vorsitzender der Elternkuratoriums der Kindertagesstätte "Sonnenblume", Beiratsmitglied des Marketing-Club Magdeburg e.V.
- Denny Grasme, Diplom Kaufmann, ehemals Marketing Manager des russischen Softwareunternehmens Bitrix,
- Stephan Papenbreer, Unternehmer, Modehaus Papenbreer, Coach, Hobbykoch- und Hobbysänger, Sohn von Nazi- und Kriegsverbrechern
- Manfred und Brigitte Steinbach, modern business service GbR, Maklerbüro
- Katrin Reich, Unternehmerin, Frühstücks-Catering. fruehstueckschoen.de
Norman Bauer, der Initiator der ergänzenden Mobilisierung, ist ebenfalls selbstständiger Unternehmer, er betreibt einen Hausmeisterservice (Screenshot Firmenprofil) und bietet im Konzept „Rent a Man“ Dienstleistungen unterschiedlicher Art an. In seinem Badoo-Profil (Screenshot Bauers Badoo-Profil) beschreibt sich der 35jährige als fröhlich, kuschelbedürftig und zielstrebig.
Die Attraktivität seiner rechtspopulistischen Mobilisierung für Nazis versteht er nicht und sucht Distanz. Nach kurzzeitiger Sperrung seines Facebook-Profils tauchte er erneut als „Juri Huhu“ auf. Nach einer weiteren Sperrung heißt er jetzt „Hans Joachim Werner“.
Sein Profil ist unter der URL https://www.facebook.com/norman.bauer.18 derzeit erreichbar.
Obwohl er die wiederholte Accountsperrung weder versteht noch verhindern kann, ist er dennoch der alleinige Admin in mehreren Gruppen. Zu süß schmeckt die Adminmacht, um sie zu teilen. Gestern forderte er als selbsternannter Rädelsführer die Gruppe „Herrenkrug md xxx“ auf, nach „linken Verrätern“ zu durchsuchen und diese umgehend zu melden. Der lustigste Vorschlag kam darauf hin von einem Rico Cassens (Scrrenshot Diskussion), der meinte, „ganz klar rechte Parolen“ zu posten und an den Reaktionen erkennen zu wollen, wer zur gesuchten Gruppe gehört.
In der Gruppe "Herrenkrug md xxx" ist die gesamte Magida-Mannschaft vertreten und so wundert es auch nicht, dass beim gestrigen Magida-Aufmarsch zur Teilnahme an der Bürgerversammlung am 2. Oktober 2015 ab 19:30 Uhr in der Sankt-Petri-Kirche aufgerufen wurde. In der Facebook-Gruppe "Herrenkrug md xxx" werden neben dem 2. Oktober noch Termine am 3. und am 4. Oktober erwähnt. Heute wurde die Gruppe komplett geräumt, alle Mitglieder entfernt und faktisch stillgelegt.
Eine neue Facebook-Gruppe mit dem Titel "grüne Bäume xxx" startete heute mit derzeit 169 Mitgliedern und 3 Admins. Die neue Gruppe weist im Infotext ausdrücklich darauf hin, "dass wir hier keine rechtsorientierte Propaganda wünschen,da wir uns stark davon distanzieren möchten. " Es sind wieder einschlägig bekannte Neonazis, Rassisten und selbstverständlich auch das Magida-Orgateam vertreten, wie zb. Annika Tuchen.
Die „Interessengemeinschaft Breitscheidstraße“ ist derweil komplett in der Versenkung verschwunden und rührt sich nicht. Von der Wirkung ihrer Initiative überrollt, bleibt ihnen aber immernoch, sich mit vielen anderen Rechten an den Aktionen um Norman Bauer zu beteiligen.
Der nächste Termin zur Auseinandersetzung ist der Freitag, 2. Oktober 2015, 19:30 Uhr. In der Sankt-Petri-Kirche, Neustädter Straße , 39104 Magdeburg, informieren Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht, Vertreter der Polizei, der Landeshauptstadt Magdeburg und Weitere über den Stand der Planungen und damit im Zusammenhang stehenden Fragen.
Jeweils am 3. und am 4. Oktober plant die Truppe um Norman Bauer Aktionen. Am 3. Oktober im Rahmen des Rathausfestes und am 4. Oktober die bereits angekündigte Protestveranstaltung.
1 http://magdeburg-nazifrei.com/?p=3816