Meßstetten: Waldhorn-Besitzer will jetzt doch nicht an NPD-Strohmann verkaufen

Erstveröffentlicht: 
16.09.2015

Der Mitinhaber der Gaststätte Waldhorn in Meßstetten hat den Notartermin heute abgesagt - er wolle doch nicht an die NPD verkaufen. Die NPD hatte angekündigt, dort eine Geschäftsstelle einzurichten.

 

Für knapp eine halbe Million Euro sollte heute die Gaststätte Waldhorn in Meßstetten-Bueloch (Zollernalbkreis) verkauft werden. Gestern gab der ehemalige Waldhorn-Wirt Niko Lustig bekannt, die Immobilie nicht mehr an den NPD-Funktionär Jan Zimmermann zu verkaufen. Der Notartermin zum Unterzeichnen des Kaufvertrags war für heute angesetzt.

 

Lieber Insolvenz statt NPD: Diese Entscheidung "soll auch ein Exempel" sein, so Lustig. Er wolle sich nicht dem Druck durch Politiker oder Banken beugen. Lange habe er mit sich gerungen, angesichts seines Schuldenbergs sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen. Schließlich ist auch Lustigs Noch-Ehefrau als Mitinhaberin des Hauses von der Entscheidung betroffen. Lustig kündigte an, nun in Privatinsolvenz zu gehen: "Soll die Bank doch an die NPD verkaufen, ich tu's nicht."

 

An den tatsächlichen Kaufabsichten der NPD gab es vor allem von Seiten der Landesministerien und der Kommune starke Zweifel. Sie vermuteten hinter dem vermeintlichen Kaufinteresse Preistreiberei. Auf der anderen Seite gab es Protest gegen den möglichen Kauf durch Zimmermann, der im Internet bereits Freunde und Bekannte zur Eröffnung der Landesgeschäftsstelle eingeladen haben soll.

 

Auch das Bündnis "Keine Basis der NPD", zu dem sich Verbände, antifaschistische und linke Gruppen zusammengeschlossen haben, ging von einer reellen Kaufabsicht aus. Das Bündnis hatte sich gemeinsam mit Vertretern der SPD und Linken in einem Brandbrief an die Ministerien gewandt.

 

Auf den Vorschlag, das Waldhorn angesichts der nahe gelegenen und überfüllten Landeserstaufnahmestelle für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, reagierten die Ministerien verhalten - die Immobilie sei dafür nicht geeignet. Daran ändere auch ein deutlich niedrigerer Preis bei einer möglichen Zwangsversteigerung nichts, hieß es von Seiten des Integrationsministeriums. "Wir suchen sehr große Liegenschaften für die Erstaufnahme", sagte Pressesprecher Nikolai Worms, "so ein Haus wäre eher etwas für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen - und das ist Sache des Landkreises."