Sonderzug bringt Flüchtlinge aus Ungarn nach Ostdeutschland

Erstveröffentlicht: 
05.09.2015

Nach der überraschenden Grenzöffnung in Ungarn kommen Tausende Flüchtlinge nach Deutschland. Per Sonderzug treffen am Samstag mehr als 500 Menschen im thüringischen Saalfeld ein. Sie sollen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Schutz finden.

 

Dresden/Magdeburg/Saalfeld . Mehr als 500 Flüchtlinge aus Ungarn sind am Samstag mit einem Sonderzug ins thüringische Saalfeld gekommen. Sie sollen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Schutz finden. Neben zahlreichen freiwilligen Helfern war auch Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) am Abend zur Begrüßung der Flüchtlinge nach Saalfeld gekommen. Die Geflüchteten stammen nach seinen Angaben überwiegend aus Syrien.

 

Nach Angaben der Bundespolizei befanden sich 569 Flüchtlinge an Bord, darunter 21 Kinder unter zwei Jahren. Die Menschen sollten nach ihrer Ankunft um 20.49 Uhr zunächst vom Deutschen Roten Kreuz versorgt und von der Bundespolizei registriert werden. Rund die Hälfte der Flüchtlinge sollte dann noch in der Nacht nach Dresden weiterreisen, wo sie auf dem Gelände der Offiziersschule des Heeres untergebracht werden sollen. Etwa ein Viertel sollte in die zentrale Anlaufstelle in Halberstadt in Sachsen-Anhalt kommen, ebenfalls ein Viertel zunächst ins thüringische Hermsdorf. Im Thüringer Landesverwaltungsamt wurde ein Krisenstab eingerichtet, um die Betreuung der Flüchtlinge sicherzustellen. „Humanitäre Hilfe ist selbstverständlich und gute Versorgung wird sichergestellt“, hatte Ramelow via Twitter erklärt.

 

Sachsen-Anhalts Innenstaatssekretär Ulf Gundlach (CDU) sagte, in Deutschland würden für den Samstag mindestens 5000 Flüchtlinge erwartet. Bayern könne sie nicht allein aufnehmen. „Wir haben uns da solidarisch erklärt“, sagte Gundlach. In Halberstadt habe man derzeit Kapazitäten für 300 Flüchtlinge frei. Zum Teil bestehen die Plätze dort allerdings lediglich aus Zelten. „Sachsen stellt sich seiner Verantwortung beim Thema Asyl“, sagte auch der Dresdner Innenminister Markus Ulbig (CDU). Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) betonte, Sachsen habe nur in Kooperation mit dem Bund so schnell reagieren können. „Auch unsere Kapazitäten, die wir kurzfristig zur Verfügung stellen, sind am Ende“, sagte der SPD-Politiker.

 

Berlin und Wien hatten am Freitagabend beschlossen, die in Ungarn festsitzenden oder zu Fuß wandernden Flüchtlinge Richtung Deutschland und Österreich ausreisen zu lassen. „Wir haben jetzt eine akute Notlage bereinigt“, sagte ein Regierungssprecher am Samstag in Berlin. In der Nacht waren nach Angaben des ungarischen Innenministeriums rund 4500 Migranten im Auftrag der Regierung mit Bussen an die österreichische Grenze gebracht worden.

 

Von Jena aus hatten sich am Samstag etliche freiwillige Helfer per Auto und Zug auf den Weg nach Saalfeld gemacht. Sie hatten Süßigkeiten, Wasser, Obst, Spielzeug und Hygieneartikel im Gepäck, wie die Linken-Landtagsabgeordnete Katharina König sagte. „Wir wollen den Flüchtlingen ein herzliches Willkommen bereiten.“ Der Grünen-Abgeordnete Sören Herbst aus Sachsen-Anhalt erklärte per Twitter: „Ich freue mich auf die Ankunft unserer neuen Mitbürger!“

 

Die aus Ungarn kommenden Flüchtlinge sollen bundesweit nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel verteilt werden. Er wird jedes Jahr entsprechend der Steuereinnahmen und der Bevölkerungszahl der Länder berechnet.

 

Rochus Görgen und Andreas Hummel