Getränkelieferant erschossen: Verdächtiger gefasst

Erstveröffentlicht: 
04.09.2015

Leverkusen/Köln. Ein 46-jähriger Getränkelieferant aus Leverkusen ist am Donnerstag in Köln an der Keupstraße erschossen worden. Bereits am Abend konnte ein 50-jähriger Verdächtiger gefasst werden, bestätigte die Polizei auf Anfrage.

 

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, wurde der Verdächtige gegen 20 Uhr in Köln-Buchforst festgenommen. Wann er einem Haftrichter vorgeführt wird, ist noch unklar.

 

Ein 46-jähriger Leverkusener Getränkehändler war in der Nacht auf Donnerstag in einer Kölner Gaststätte erschossen worden. Drei gezielte Schüsse soll der Täter auf das Opfer abgefeuert haben. Darunter soll auch ein Kopfschuss gewesen sein, wie verschiedene Medien berichteten. Der bewaffnete Täter konnte zunächst fliehen. In der Nacht zu Freitag wurde nach Angaben einer Polizeisprecherin jedoch ein 50-jähriger Kölner als Tatverdächtiger gefasst. 

 

Der Tatort ist ausgerechnet die Gaststätte "La Fayette" an der Keupstraße in Köln-Mülheim, in deren Nähe am 9. Juni 2004 insgesamt 22 Menschen bei einem Nagelbombenattentat verletzt wurden. Später wurde die NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) dafür verantwortlich gemacht. Der Prozess in München läuft derzeit. Auf Nachfrage unserer Redaktion bei der Polizei Köln zu einem möglichen politischen Hintergrund der aktuellen Tat, sagte ein Polizeisprecher: "Wir sind noch ganz am Beginn des Todesermittlungsverfahrens. Da gehen die Ermittlungen noch in alle Richtungen."

 

Die Spurensicherung sei vor Ort und Zeugen würden befragt. Auf Nachfrage bestätigte er schließlich auch, dass mehrere Schüsse gefallen seien. Er werde aber aus ermittlungstechnischen Gründen keine näheren Angaben machen.

 

Der 46-jährige Leverkusener Getränkehändler soll mehrere Gaststätten in Köln-Mülheim beliefert haben und im Viertel um die Keupstraße bekannt gewesen sein. Seine Ehefrau soll am Tatort einen Zusammenbruch erlitten haben. Sie soll von einem Notarzt betreut worden sein. Der von einer Zeugin gegen 1.40 Uhr alarmierte Rettungsdienst und Notarzt konnte nur noch den Tod des 46-Jährigen feststellen. Das Viertel um die Keupstraße ist hauptsächlich von Türken und Kurden bewohnt. Die Gaststätte "La Fayette" war vor dem Nagelbombenattentat 2004 bereits im Visier der LKA-Ermittler, weil dort zunächst ein Streit zwischen Kurden und Türken als Auslöser angenommen worden war. Dieser Verdacht des LKA hatte sich aber nicht bestätigt.

 

Im November 2012 stießen die Ermittler auf die NSU und konnten somit einen ausländerfeindlichen Tathintergrund nachweisen. Der NSU-Prozess läuft seit Mai 2013 vor dem 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München. Angeklagt sind Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer und Unterstützer. Ihnen werden neben dem Bombenanschlag an der Keupstraße zehn Morde, Brandstiftung, Raub und die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.