Freistaat will neuen Asyl-Standort in Dölitz auch nach 2017 behalten und als "langfristige Reserve" nutzen
Von Jens Rometsch
 Voraussichtlich am 10. August 2015 wird die neue 
Erstaufnahme-Einrichtung des Freistaates in der Dölitzer 
Friederikenstraße den Betrieb aufnehmen. Das teilte Dietrich Gökelmann, 
Präsident der Landesdirektion Sachsen, bei einer 
Bürger-Informationsveranstaltung am Montagabend mit. In dem mittlerweile
 instandgesetzten Altbau, der einst als Ingenieurschule samt Wohnheim 
errichtet worden war, gebe es Platz für 340 Asylbewerber und die 
notwendigen Sozialräume. Weitere 80 Flüchtlinge sollen in einem 
Containerbau unterkommen, der nun schon auf dem Außengelände steht.
 Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF) sei erst bei mehr 
als 500 Plätzen verpflichtet, vor Ort eine Außenstelle einzurichten, 
fuhr Gökelmann fort. Leipzig werde aber trotzdem zeitnah eine 
Außenstelle zur Erledigung der Asyl-Formalitäten erhalten. "Dafür haben 
wir die Zusage des BaMF." Die Flüchtlinge müssten dann nur noch für die 
medizinische Erstuntersuchung per Bus in die seit langem vorhandene 
Einrichtung nach Chemnitz reisen. Spätestens im September wollten die 
Stadt Leipzig und die Landesdirektion jedoch einen gemeinsamen Vorschlag
 erarbeitet haben, wie die Erstuntersuchung in Zukunft durch das 
Leipziger Gesundheitsamt gewährleistet werden kann.
Die Aufenthaltsdauer in den Erstaufnahme-Einrichtungen betrage zwischen 
sechs Wochen und drei Monaten. Danach werden die Flüchtlinge auf 
Landkreise und kreisfreie Städte verteilt.
In dem Dölitzer Objekt sollen sich drei Krankenschwestern und 30 
Betreuer der Malteser Werke gGmbH um die Bewohner kümmern. Kurz vor der 
Eröffnung sei ein Tag der offenen Tür für alle Interessenten geplant, 
erläuterte Tassilo Metternich, der Malteser-Objektleiter. 
Laut Gökelmann weist der Bund dem Land Sachsen allein im ersten Halbjahr
 2015 etwa 10500 Flüchtlinge zu. Da die weitere Entwicklung nicht 
absehbar sei, müsse die Einrichtung in der Friederikenstraße 
wahrscheinlich als "langfristige Reserve" erhalten bleiben. Der 
Freistaat werde das Objekt also auch dann weiterhin anmieten, wenn im 
Herbst 2017 der Aufbau einer dauerhaften Leipziger 
Erstaufnahme-Einrichtung mit 700 Plätzen in Gohlis abgeschlossen ist. 
Darüber hinaus hege das Land für die Messestadt "derzeit keine weiteren 
Pläne".
Obwohl dem Bürgerverein Dölitz der Veranstaltungsort im Connewitzer Werk
 II nicht behagte, beteiligte er sich an der Diskussion, wies unter 
anderem auf Verkehrsprobleme in der Friederikenstraße hin. Zudem gehörte
 er zu den mehr als 20 Unterstützern einer neuen Initiative, in der auch
 Kirchgemeinden, die Ortsverbände von CDU, Linken, SPD und Grünen, das 
Haus Steinstraße oder der Fußballclub Roter Stern mitarbeiten. Der Name 
heißt "Offene Nachbarschaft Leipzig-Süd, Dölitz & Lößnig". Anliegen 
ist die Integration und Unterstützung der Flüchtlinge. Kontakt vorerst 
nur per Mail unter: offenenachbarschaft@gmail.com.
Auf Anfrage aus dem Publikum sagte Leipzigs Ausländerbeauftragter Stojan
 Gugutschkow, dass es bei dem kommunalen Flüchtlingsheim in Dölitz (60 
Plätze in der Bornaischen Straße 215) weitere Verzögerungen gebe. Es 
werde erst "Ende des ersten Quartals 2016" fertig.
