[Kolumbien] Kommission zur Wahrheit wird eingerichtet

Das Ende des Konflikts bietet eine einzigartige Gelegenheit, eine der größten Wünsche der kolumbianischen Gesellschaft und vor allem der Opfer erfüllen: Aufklärung und Wissen über die Wahrheit und über die Geschehnisse im Konflikt. Im Rahmen der Friedensgespräche zwischen Regierung und FARC-EP wurde nun eine Kommission vereinbart, in deren Mittelpunkt die historische Aufarbeitung und die Opfer stehen. Damit wurde ein wichtiger Schritt im Rahmen des Punktes Fünf (die Opfer) der Agenda der Friedensgespräche erreicht.

 

 Zu diesem Zweck haben die kolumbianische Regierung und die FARC-EP sich geeinigt, eine Kommission für die Klärung der Wahrheit, Koexistenz und Nicht-Wiederholung, die einen unabhängigen und unparteiischen Charakter haben soll, zu schaffen. Die Kommission ist Teil des integralen Systems der Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Nicht-Wiederholung, die in der Agenda unter den Punkten der Opfer und der Beendigung des Konflikts vereinbart wurden.

 

Die Einigung über die Kommission ist noch nicht als definitiv geschlossen oder isoliert zu verstehen, da dieses komplexe Gebäude noch nicht abgeschlossen ist. Wir werden weiter arbeiten um andere Mechanismen zu vereinbaren, mit denen wir die Rechte der Opfer, Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung garantieren können und dazu beitragen, die Nicht-Wiederholung des Konflikts für alle Kolumbianer garantieren zu können.

 

Die Kommission soll drei wichtige Ziele erreichen. Die Kommission sollte zunächst klären, wie sie ihr Mandat umsetzt und helfen, ein gemeinsames Verständnis für die ganze Gesellschaft vom Konflikt, vor allem von den weniger bekannten Aspekten des Konfliktes, zu fördern. In diesem Zusammenhang begrüßen wir den Besuch und die Erklärung während der geschehenen Gesprächsrunde von Zainab Bangura, Sonderbeauftragter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für sexuelle Gewalt in Konflikten und wir verpflichten uns, uns an seine Empfehlungen zu richten.

 

Zweitens soll die Kommission einen Beitrag zur Anerkennung fördern. Das bedeutet die Anerkennung der Opfer als Bürger, bei denen ihre Rechte verletzt wurden, sowie die freiwillige Anerkennung aller im Konflikt beteiligten individuellen und kollektiven Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen als Beitrag zur Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Nicht-Wiederholung. Dies schließt die Anerkennung für die gesamte Gesellschaft mit ein, und das sich dies nicht wiederholen darf.

 

Und drittens wird die Kommission die Koexistenz bzw. das Zusammenleben in den ländlichen Gebieten fördern. Es soll eine Atmosphäre des Dialogs gefördert und Räume für Opfer geschaffen werden, in denen die individuelle und kollektiver Verantwortung anerkannt wird, Respekt und Vertrauen zueinander hergestellt, sowie Zusammenarbeit, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und eine demokratische Kultur gepflegt werden soll.

 

Mit diesen Grundlagen der Nicht-Wiederholung und Versöhnung soll der Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens erreicht werden. Aus diesen Gründen ist es notwendig, den Bau der Wahrheit auch als wesentlicher Bestandteil der Friedenskonsolidierung verstehen.

 

Neben dem thematischen Schwerpunkt der Opfer werden soll unter anderem ein Fokus auf Partizipation, auf unterschiedliche Territorien oder auf Genderfragen gelegt werden. Historisch soll der Zeitraum auf die Dekaden des bewaffneten Konfliktes festgeschrieben und die Arbeitsdauer erst einmal auf drei Jahre beschränkt werden. Die zukünftigen 11 Mitglieder der Kommission sollen aus der breiten Gesellschaft kommen. Die Auswahl erfolgt über die Regierung, die FARC-EP und zu einem Teil aus dem gesellschaftlichen Bereich.

 

Weitere Infos: http://www.kolumbieninfo.blogspot.com