*Weiße Bänder in der Stadt als symbolisches Zeichen für die Todesopfer der Europäischen Asylpolitik // EU treibt Militarisierung der Flüchtlingsabwehr vorran// Migration ist kein Verbrechen*
Würzburg, 22.05.2015: Wer diese Tage durch Würzburg läuft, dem fällt auf, dass an vielen Ampeln, Geländern und Bäumen weiße Bänder geknotet sind. Dabei handelt es sich um eine Anfang Mai gestarte Aktion der asylpolitischen Gruppe "Mehr als 16a". Bisher haben sich zahlreiche Menschen an der Aktion beteiligt und jeden Tag sind an immer mehr Orten im Statdgebiet weiße Bänder sichtbar.
Die weißen Bänder sollen ein Mahnmal für die Opfer der Festung Europa sein. Ein Mahnmal, das uns, die Bewohner_innen dieser Festung, daran erinnern soll, dass tatenlos zuschauen keine Option ist.
„Es ist toll
	und ein gutes Zeichen, dass sich so viele Menschen an der Aktion
	beteiligen. Das zeigt einmal mehr, dass es einen nicht unbedeutenden
	Teil an Menschen gibt, der hinschaut und nicht einfach hinnehmen
	will, dass Jahr für Jahr tausende von Menschen an den
	EU-Außengrenzen sterben“, sagt Elena Hirsch stellvertretend für
	die Gruppe.
„Andererseits
	ist mein Optimismus sehr begrenzt angesichts des unsäglichen
	Zehn-Punkte-Plans, auf den sich die Staats- und Regierungschefs der
	EU Ende April geeinigt haben“,  so Hirsch weiter. 
Die Seegrenze
	zwischen Nordafrika und Europa ist die mit Abstand tödlichste
	Grenze der Welt. Von allen weltweiten Todesopfern unter
	Migrant_innen starben 75 Prozent an der Mittelmeergrenze. 
„Diese
	Tatsache ist der EU-Politik aber offensichtlich egal. Stattdessen
	treibt sie mit einer erschreckenden Vehemenz die Militarisierung der
	Flüchtlingsabwehr voran. Selbst militärische Interventionen in
	Libyen, um die Abfahrt der Migranten zu verhindern, und die
	Zerstörung vermeintlicher Schleuserboote werden immer lautstarker
	erwogen“, stellt Elena Hirsch fest. 
Die
	Vorstellung, dass Schiffe, die Flüchtlinge transportieren, noch vor
	der Verwendung ausgespäht und zerstört werden, scheint absurd –
	wie sollen Flüchtlingsboote von Fischerbooten unterschieden werden?
	Und könnte man Migration so wirklich verhindern? Seit Jahren rüstet
	die EU ihre Außengrenzen militärisch auf, um Migration zu
	unterbinden. Doch die Zahl der Menschen, die die Mauern der Festung
	Europa überwinden steigt trotzdem weiter an. 
Die Abschottung
	von Grenzen wird, trotz noch so hoher repressiver Maßnahmen, nie
	Migration verhindern. In der Migrationsforschung  wird einen
	sehr ernst zu nehmenden  'subjektiven  Faktor'
	beschreiben, der das Gehen oder Bleiben von Migrant_innen 
	beeinflusst  und der nicht unter staatliche
	Regulierungskontrolle  gebracht werden  kann. Das Konzept
	der EU, dass mehr Stacheldraht und militärische Überwachung an den
	Grenzen zu weniger Migration führen würde, kann und wird so nicht
	aufgehen. Höhere Grenzen führen nur zu mehr Todesopfern. Der
	EU-Politik ist das aber offensichtlich egal. Ihr geht es weiterhin
	um Fluchtverhinderung, auf Kosten der Menschenrechte.
„Danke an die
zahllosen Menschen, die uns geholfen haben, den ertrunkenen
Geflüchteten in unserer Stadt Raum zu geben. Wir dürfen nicht
aufhören auf die Unmenschlichkeit an den EU-Außengrenzen aufmerksam
zu machen. Was wir brauchen sind Stimmen, die sich  für ein 
Willkommen aussprechen Menschen, die aufstehen und sich  wehren,
sind  die Basis der Veränderung.“ so Elena Hirsch
abschließend. 


