[DD] Neue Spur führt zu Lauchs

Die Graffiti-Schmiererei ziert auch die Sporthalle
Erstveröffentlicht: 
21.05.2015

Die Polizei hat jetzt Wohnungen des verdächtigen Graffiti-Sprühers durchsucht – in Radebeul und Bayern.

 

Davongekommen ist Lauchs noch lange nicht. Auch wenn die Dresdner Staatsanwaltschaft das Verfahren zu Jahresbeginn gegen ihn eingestellt hat.

 

Der verdächtige junge Mann, der für die von Radebeul bis Dresden und Richtung Meißen gesprühten Schriftzüge Lauchs verantwortlich sein könnte, stammt aus Radebeul. 22 Sachbeschädigungen wurden ihm allein in Radebeul zur Last gelegt. Doch weil ihm Polizei und Staatsanwaltschaft die Tat nicht direkt als Beteiligten nachweisen konnten, ihn nicht auf frischer Tat erwischten, wurde das Verfahren eingestellt. Die Geschädigten, die Anzeige erstattet hatten, weil ihre Häuser und Firmengebäude beschmiert worden sind, bekamen dies mit Schreiben vom 9. Februar mitgeteilt. Manche von ihnen haben eine Zusatzversicherung gegen Vandalismusschäden wie Graffiti, andere nicht. Die müssen dann Beseitigungskosten von teils mehreren Tausend Euro selbst tragen.

 

Inzwischen ist der 20-jährige Verdächtige zum Studium in Bayern, genauer im idyllischen Bamberg. Die oberfränkische Stadt zählt mit ihren historischen Gebäuden zum Weltkulturerbe. Und genau dort taucht zum Erschrecken der gut 70 000 Einwohner der Schriftzug Lauchs an Gebäuden, Brücken und Häuserwänden auf, bestätigt Oberstaatsanwalt Christopher Rosenbusch.

 

Der Sprecher der Bamberger Staatsanwaltschaft ist über den Sachsen-Import ziemlich erbost. Christopher Rosenbusch: „In mindestens elf Fällen liegen Anzeigen zu Sachbeschädigungen mit dem Sprayer-Schriftzug Lauchs vor.“

 

Die Staatsanwaltschaft dort hat sehr schnell gehandelt und die hiesige um Amtshilfe gebeten. Der Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft Lorenz Haase bestätigt: „Ja, wir wurden offiziell gebeten, die Wohnung des Verdächtigen in Radebeul durchsuchen zu lassen.“ Weitere Auskünfte dazu könnten – wegen des dort anhängigen Verfahrens – nur die Bamberger Kollegen geben.

 

Oberstaatsanwalt Rosenbusch sagt, dass auch in Bamberg zeitgleich die Studentenwohnung des Radebeulers durchsucht wurde. In beiden Unterkünften sei Beweismaterial sichergestellt worden. Wie die SZ erfuhr, sollen dabei auch Karten mit Schriftübungen zu dem Wort Lauchs gefunden worden sein. Allerdings betonen beide ermittelnden Behörden, dass der Verdächtige noch keine Aussage dazu mache.

 

Genauso ist es offenbar auch in Dresden gelaufen. Zwar sind allein im Revier Meißen seit Anfang 2013 fast 50 Anzeigen zu Lauchs eingegangen. Der geschätzte Schaden liegt bei 23 000 Euro. Doch bislang fehlt offenbar die endgültige Möglichkeit, den Graffiti-Sprüher zu überführen. Claus Bogner von der Staatsanwaltschaft Dresden: „Das Verfahren wurde mangels Tatnachweis eingestellt.“ Die Polizei habe nicht mit Sicherheit den Nachweis führen können. Zwar sei eine Sprayergruppe beim sogenannten Üben des Schriftzuges Lauchs angetroffen worden, aber dabei sei der Tatverdächtige nicht selbst aktiv gewesen.

 

Im hiesigen Polizeirevier sind die Kripoleute dennoch dran. Jörg Kretzschmar, Leiter des Kriminaldienstes: „Wir sind mit den Ermittlungen sehr weit.“ Der Personenkreis, der womöglich über Lauchs selbst hinausgehe, sei bereits eingeengt. Offenbar handelt es sich um mehrere Täter, von denen einer aber besonders aktiv ist. Das schließen die Ermittler aus der Tatsache, dass die Schriftzüge mal rund ausgeformt, mal eckig und auch mal mit einem Zusatz wie dem englischen Wort Crew – Mannschaft – versehen sind.

 

SZ-Recherchen zufolge handelt es sich bei den Lauchs-Produzenten um eine Gruppe von fünf Leuten aus Dresden und Radebeul, im Alter zwischen 18 und 22 Jahren, mit einem Freundeskreis drumherum.

 

Ihre Schmierereien tauchen überwiegend in der Umgebung von öffentlichen Nahverkehrsmitteln, vor allem im S-Bahnbereich auf. Bis nach Dresden an die Leipziger Straße zum Puschkinplatz sind die sogenannten Tags zu sehen.

 

Offenbar zieht sich die Schlinge um den Verdächtigen jetzt enger zu. Ein Indiz, dass der Haupttäter nicht mehr in Radebeul ist, zeigt sich darin, dass Anzeigen hier nur noch vereinzelt bei der Polizei eingehen. Keinesfalls in der Häufung wie vorher, sagt Kripo-Mann Jörg Kretzschmar. Wo dennoch noch etwas festgestellt wird, könnten es Nachahmer sein. Oder Leute haben erst später den Schriftzug an ihrem Haus oder ihrer Mauer entdeckt.

 

Die Polizei hat gerade wieder Faltblätter ausgelegt, in denen den illegalen Graffiti-Sprayern gesagt wird, was auf sie zukommt. So haftet auch jedes Gruppenmitglied für die gesamte Schadenssumme.