Fensterscheiben von Linken und Grünen eingeworfen
Von Lukas Philippi
 Bitterfeld-Wolfen. Wahlkampfbüros der Linken und der Grünen sind
 in Sachsen-Anhalt erneut zum Ziel von Anschlägen geworden. Unbekannte 
warfen in der Nacht zu Samstag zwei Scheiben des gemeinsamen 
Wahlkreisbüros des Bundestagsabgeordneten Jan Korte und der 
Landtagsabgeordneten Dagmar Zoschke mit Steinen ein, wie Polizei und 
Staatsanwaltschaft in Dessau-Roßlau bestätigten. Bei einem Büro der 
Grünen wurde eine Scheibe mit einem Gullydeckel eingeworfen. Jetzt 
suchen die Ermittlungsbehörden nach Zeugen.
 Es ist bereits der dritte Angriff auf das Büro der Linken in 
Bitterfeld-Wolfen. Das Wahlkreisbüro war Anfang Mai und in der Nacht zum
 Donnerstag Ziel von Anschlägen. Linke und Grüne gehen von einem 
rechtsextremen Angriff aus und beklagten ein Klima der Einschüchterung 
in Bitterfeld. Neonazis versuchten seit Wochen "ein Klima der Angst zu 
schaffen", heißt es in einer Pressemitteilung der Linken. Neben den 
aktuellen Angriffen auf beide Büros hätten mutmaßlich Neonazis in den 
vergangenen sieben Wochen 14 weitere Gewalttaten gegen insbesondere 
nicht-rechte, alternative Jugendliche begangen. Am vergangenen 
Wochenende zogen rund 400 Demonstranten durch die Innenstadt, um ein 
Zeichen gegen Rechts zu setzen.
Der Magdeburger Rechtsextremismusexperte David Begrich vom Verein 
Miteinander warnte vor einer Eskalation der rechten Gewalt in der 
Region. In der Hörfunkwelle MDR Sachsen-Anhalt forderte er am Samstag 
ein deutliches Zeichen der Öffentlichkeit, dass Gewalt von Neonazis 
nicht toleriert werde.
Die Neonazi-Szene trete äußerst gewaltbereit und selbstbewusst auf, 
sagte Begrich weiter. Zuerst seien Kader von rechtextremen Parteien in 
die Region gezogen. Die Parteien "Die Rechte" und "Der dritte Weg" 
würden nun versuchen, sich in Bitterfeld zu etablieren und Anhänger zu 
rekrutieren. An den Übergriffen in Bitterfeld in den vergangenen Wochen 
seien auch Rechtsextreme aus Leipzig, Halle und Greppin beteiligt 
gewesen. Mittlerweile ermittelt laut Medienberichten auch der 
Staatsschutz.
Der innenpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Sebastian Striegel, 
verwies zudem auf die gestiegene Zahl von Gewaltverbrechen gegen 
alternative Jugendliche. Zusammen mit der Vize-Landesvorsitzenden der 
Linken, Henriette Quade, erklärte er: "Bitterfeld hat ein Naziproblem!"
