Ahaus: Atommüll aus allen Richtungen!

Als die Bezirksregierung Münster vor drei Wochen die Genehmigung für neue Einlagerungen von Atommüll aus "dem Betrieb und der Stilllegung deutscher Kernkraftwerke" ins Zwischenlager Ahaus erteilte, weigerten sich Bezirksregierung und Zwischenlager-Betreiber GNS unisono, die Herkunftsorte des Atommülls öffentlich zu machen.

Nun gibt die GNS der Presse gegenüber erste Details bekannt: "Anfang 2010" soll "ziemlich sicher" Atommüll aus der GNS-Konditionierungsanlage Duisburg nach Ahaus rollen - mit im Spiel auch die GNS-Standorte Jülich und Karlsruhe. Am 20. Dezember findet deshalb vor dem Zwischenlager Ahaus eine Demo statt.
Bisher liefen viele Atommülltransporte von der GNS-Konditionierungsanlage Duisburg-Wanheim (Richard-Seiffert-Straße 45) unter Ausschluss der Öffentlichkeit ins Fasslager nach Gorleben. Nun sollen diese Transporte laut GNS (Gesellschaft für Nuklear-Service) "auch" nach Ahaus rollen. Das sei "ziemlich sicher".
In Jülich betreibt die GNS im Kernforschungszentrum eine Filiale der Landessammelstelle Niedersachsen (!). Noch brisanter ist die GNS-Konditionierungsanlage in Karlsruhe. Dort werden vor allem hochverstrahlte Core-Bauteile aus dem Reaktorinneren in sog. Mosaik-Behälter verpackt. Die Beladung dieser Behälter erfolgt aufgrund der hohen Strahlung unter Wasser. Die GNS bezeichnete Atommülltransporte von Jülich und Karlsruhe nach Ahaus als "möglich".

Laut Genehmigung darf die GNS diese Transporte per Bahn und LKW abwickeln. Möglich sind zudem Transporte von jedem deutschen AKW-Standort sowie vom ehemaligen DDR-Forschungszentrum Dresden-Rossendorf. Von dort waren 2005 in drei spektakulären LKW-Konvois Brennelemente über die Autobahn nach Ahaus gebracht worden.

Und nicht zu vergessen: Beantragt sind weitere 150 "Großbehälter" TGC 36 mit hoch verstrahlten Brennelement-Strukturteilen aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague sowie 152 Castor-Behälter mit hochradioaktiven Brennelementkugeln aus dem Kernforschungszentrum Jülich - Ahaus wird von allen Seiten von der Atomindustrie in die Zange genommen. Das beantragte Strahleninventar liegt über dem der absaufenden ASSE!

Die derzeitigen Atommüllpläne passen in das derzeitige Gesamtbild der Atompolitik: Die Atommüllentsorgung soll politisch als gelöstes Problem präsentiert werden, um den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke reibungslos zu ermöglichen.
So soll der Schacht Konrad 2014 als Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll in Betrieb. Auch dabei soll Ahaus eine zentrale Rolle spielen, denn der jetzt angekündigte Atommüll soll nur einige Jahre "zwischengeparkt" werden auf dem Weg zum Schacht. Wer also gegen Einlagerungen in Konrad ist, kann in Duisburg, Jülich, Karlsruhe oder Ahaus gleich anfangen. Wir werden aus dem Münsterland die angekündigte Großdemo am Schacht Konrad im nächsten Herbst nach besten Kräften unterstützen (www.ag-schacht-konrad.de)!

Ebenfalls sehr besorgniserregend ist die beantragte "Stilllegung" des DDR-Endlagers Morsleben, wo das BfS mit mehreren Millionen Tonnen Beton nicht mehr rückholbare Fakten schaffen will. Dagegen sind noch bis zum 21. Dezember Einwendungen möglich (www.morsleben-kampagne.de).

Und in Gorleben soll 2010 das Endlager-Moratorium auslaufen, während der neue Bundesumweltminister Röttgen einen der Cheflobbyisten der Atomindustrie zum obersten Atomaufseher in seinem Ministerium macht. Dagegen läuft gerade eine Protestkampagne. In den ersten 24 Stunden haben bereits mehr als 3000 Leute unterschrieben (www.ausgestrahlt.de).

Nicht zu vergessen sind auch die Pläne von EON und RWE in Großbritannien vier AKWs zu bauen. EON will zudem unbedingt in Finnland und Frankreich neue AKWs bauen, RWE will trotz des Belene-Desasters weiterhin in Bulgarien ein AKW errichten. Von Atomausstieg ist in den Chefetagen der Atomindustrie und der Bundesregierung keine Rede.

Die Konsequenz kann nur sein, auf die Straße zu gehen und den sofortigen Atomausstieg an möglichst vielen Orten konsequent einzufordern. Diesen Sonntag wird es Sonntagsspaziergänge an der Urananreicherungsanlage Gronau und vor dem AKW Neckarwestheim geben. Und am 20. Dezember finden Demonstrationen vor dem Pannenreaktor Biblis und am Zwischenlager Ahaus statt.

In Ahaus wird auf der Demo um 14 Uhr u. a. mit dem längsten Anti-Atom-Transparent das Zwischenlager eingewickelt. Es sind bereits Busse aus dem Wendland und Bonn angekündigt. Zu der Demo rufen neben den regionalen Initiativen auch die Herbstkonferenz der Anti-Atom-Bewegung in Gorleben sowie das Landestreffen der nordrhein-westfälischen Anti-Atom-Initiativen in Köln auf. Atomausstieg bleibt Handarbeit.

Aktuelle Infos unter: www.kein-castor-nach-ahaus.de und www.contratom.de

Atomtransporte stoppen - Atomanlagen sofort stilllegen - Atomausstieg jetzt !!