US-Justizskandal: FBI lieferte jahrelang fehlerhafte Haaranalysen

Erstveröffentlicht: 
20.04.2015

Das FBI erstellte fehlerhafte Gutachten, Unschuldige wurden zum Tode verurteilt: Die amerikanische Bundespolizei räumt ein, dass ihre Forensiker in zig Fällen falsch gelegen haben.

 

Die US-Bundespolizei FBI hat eingestanden, jahrzehntelang falsche Haaranalysen geliefert zu haben. Die Ermittler haben so unter anderem dazu beigetragen, dass Unschuldige zum Tode verurteilt wurden.

 

FBI und Justizministerium haben laut Washington Post bislang 268 Gerichtsurteile untersucht, in denen die FBI-Forensiker eine Haaranalyse vorlegten. Die Ergebnisse sind erschütternd:

  • In 95 Prozent dieser Fälle war die Haaranalyse fehlerhaft.
  • 32 Angeklagte wurden unter anderem wegen fehlerhafter FBI-Gutachten zum Tode verurteilt. 14 von ihnen wurden hingerichtet oder sind im Gefängnis gestorben.
  • 26 von 28 Forensikern haben fehlerhafte Gutachten geschrieben.

Die Gerichtsurteile stammen aus den Jahren 1985 bis 2000. Insgesamt sollen 2500 Gerichtsurteile untersucht werden.

 

Die Experten hätten Übereinstimmung von Haarproben mit "großer Gewissheit" attestiert, zitiert die "Washington Post" den Untersuchungsbericht des FBI. Dabei verließen sie sich offenbar auf einen optischen Vergleich der Proben unter dem Mikroskop und missverständliche Statistiken.

 

Die Organisation Innocence Project ist an der Untersuchung beteiligt. "Es ist ein komplettes Desaster", sagte Organisationsgründer Peter Neufeld. Das FBI habe über drei Jahrzehnte die mikroskopische Haaranalyse genutzt, um Beschuldigte zu kriminalisieren, sagte Neufeld.

 

Die Generalinspektion des Justizministeriums (OIG) hatte bereits 1997 in einem Bericht auf schwere Fehler bei Analysen aus einem FBI-Labor hingewiesen. In dem neuen Bericht kritisierte die Generalinspektion nun, dass das FBI daraus nicht die nötigen Lehren gezogen habe.

 

Die "Washington Post" hatte bereits 2012 von fehlerhaften Haaranalysen berichtet. Das FBI versicherte nun, diese Fehler würden künftig vermieden. Man verpflichte sich, größtmögliche Genauigkeit bei Haaranalysen und anderen Analysen zu gewährleisten. Dafür werde man "bedeutende Mittel" einsetzen.