Pegida will OB-Kandidaten aufstellen

Erstveröffentlicht: 
17.02.2015

Bewegung bekommt wieder deutlich mehr Zulauf

Von christoph Springer


Dresden. Pegida findet in Dresden offenbar zu alter Stärke zurück. Nach der Spaltung der Bewegung Ende Januar hat die Gruppe um Pegida-Gründer Lutz Bachmann gestern wieder mehrere Tausend Menschen um sich versammelt. Die Polizei sprach von 4300 Teilnehmern bei der Auftaktkundgebung auf dem Neumarkt, Beobachter sahen bis zu 10000 Menschen beim anschließenden "Abendspaziergang". Bachmann kündigte an, dass sich die Bewegung künftig politisch engagieren und in Dresden mitregieren will. Demnach soll ein noch nicht genannter Kandidat für Pegida ins Rennen um den Oberbürgermeisterposten in Dresden gehen.


Der umstrittene Pegida-Gründer und ein Redner aus Berlin traten gestern vor dem "Abendspaziergang" ans Mikrofon. Bachmann berichtete vom "Gida-Treffen" am Wochenende in Dresden. Dabei seien die zehn "Dresdner Thesen" entstanden, hinter denen alle Pegida-Ableger gleichermaßen stünden. Dem Vortrag dieser Thesen stellte Bachmann die Feststellung voran: "Pegida versteht sich als politische Bewegung, welche ideologiefrei die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit aufgreift und gemeinsam mit der Bevölkerung Lösungen finden und umsetzen will."


Erstmals beschränkte sich Pegida gestern nicht auf Kritik. Bachmann kündigte an, die Bewegung werde bei der OB-Wahl am 7. Juni in Dresden antreten. Ob mit einer Frau oder einem Mann, das stehe noch nicht fest, so Bachmann, der aber von drei potenziellen Kandidaten sprach. Wer es am Ende wird, soll "zeitnah" bekanntgegeben werden. Die Pegida-Anhänger quittierten diese Ankündigung mit ausgelassenem Jubel.


Damit kündigt Pegida erstmals an, politische Verantwortung übernehmen zu wollen. Zugleich belegt diese Ansage, dass die Bewegung sich nicht länger darauf beschränken will (und kann), nur Kritik zu üben und Forderungen zu stellen. Der noch unbekannte OB-Kandidat muss Problemlösungen anbieten und sich zugleich den üblichen politischen Spielregeln unterordnen. Nicht allen Pegidianern wird das gleichermaßen gefallen.


Die Gegner der Bewegung trafen sich gestern Abend auf dem Postplatz. Außerdem folgten rund 200 Teilnehmer einem Aufruf der Initiative "Erinnerung an Kahled". Sie zogen von der Neustadt kommend über den Postplatz und den Pirnaischen Platz und dann zurück auf die Neustädter Elbseite. Die Pegida-Veranstaltung endete kurz nach 20 Uhr, es blieb friedlich.