[Gr] Piraeus: Offener Brief des Genossen Yannis Michailidis, seit dem 17. November im Hungerstreik, aus dem Krankenhaus

stournari

Ich schreibe diese Zeilen, um auszudrücken, wie sehr mich die breiten und vielfältigen Solidaritätsaktionen der Genossinnen und Genossen außerhalb der Gefängnismauern berührt haben.

 

Nicht nur weil ihre Ausmaße, Phantasie, Organisation-Koordination, Zähigkeit und Aggressivität alle meine Erwartungen übertroffen haben, als ich erfuhr, dass wichtige staatliche und kapitalistische Gebäude, Radio- und Fernsehstationen besetzt wurden, organisierte Versammlungen und Demonstrationen in fast allen größeren Städten des Gebietes stattfanden und dass es Angriffe auf die Repressionskräfte wie auch alle möglichen aufständischen Angriffe gab.


Aber auch deswegen, weil es genau das ist, was die Einsamkeit meiner Zelle durchbricht und mich lächeln lässt, denn ich war nicht im Gefängnis am Dienstagabend, ich war unter euch und fühlte die Wärme brennender Barrikaden.

 

Denn, egal was dabei herauskommt, die bloße Existenz dieser Kampffront ist schon ein Sieg in sich, sowohl für den unmittelbaren Ausgang dieses Kampfes wie auch für das Erbe, das er hinterlässt.

 

Ich weiß sehr wohl, dass die Tausende von Genossinnen und Genossen, die in diese von Nikos initiierte Schlacht involviert sind, die viele Bedenken aber eine Menge Entschlossenheit haben, untereinander wie auch uns gegenüber sehr verschiedene Auffassungen und Praktiken haben. Doch die Weiterentwicklung gedeiht durch Diversität. Das ist genau die Bedeutung anarchistischer Solidarität; sie verbindet, ohne gleichzumachen, sie vereint ohne zu homogenisieren. Und wenn sie eine aktionsorientierte Solidarität ist, funktioniert sie.

 

Jetzt, wo die Massenbetrugsmedien ausrufen, dass solange der Hungerstreik fortgesetzt wird, er eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen würde, verstehe ich, dass kein Kampf für den Müll ist. Die Lücken, die von gebrochenen Gedanken der Verzweiflung gelassen wurden, verursacht durch die lange Inaktivität unter den erstickenden Bedingungen der Einkerkerung, sind von neuem mit bedeutungsvollen Farben bemalt; Aufstand ist immer rechtzeitig.

Unsere Träume werden ihre Alpträume werden.

Kämpferische Anarchie ist erwacht und dröhnt.

 

Nichts ist vorbei, alles beginnt jetzt.


SOLIDARITÄT MIT DENEN, DIE BEI DEN RIOTS AM DIENSTAG VERHAFTET WURDEN


An Nikos:
Bruder, bleib stark, bis jetzt hast du ihre Feier schon so gut gestört. Du wirst nicht nachgeben, also werden sie es. Ich steh dir bei bis zum Sieg am Ende.

 

An [Justizminister] Athanasiou:
Ich bin sehr hungrig. Wenn du Nikos ermordest, wird deine Kehle das einzige sein, was gut genug für mich zu essen ist.

 

Yannis Michailidis

 

http://de.contrainfo.espiv.net // www.nichtsneues.blogsport.de