Elberfeld: Polizei räumt besetztes Haus

Erstveröffentlicht: 
31.08.2014

Mehrere Mitglieder der Autonomen Szene haben am Samstagabend (30. August 2014) kurzfristig ein seit rund vier Jahren leer stehendes Mehrfamilienhaus an der Marienstraße besetzt.

 

Dazu hatten sie im Eingangsbereich eine Fensterscheibe eingeschlagen. An der Fassade befestigten sie Plakate mit der Aufschrift „AZ bleibt auf der Gathe“ und „Besser die Jugend besetzt leere Häuser als fremde Länder“.
Eine Anwohnerin alarmierte die Polizei, weil sie den Schein einer Taschenlampe bemerkt hatte. Die Einsatzkräfte nahmen sieben Personen fest. Gegen sie wird wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt.
Zeitgleich versammelten sich auf dem Otto-Böhne-Platz rund 100 Personen. In der Wülfrather Straße, Gertrudenstraße und Sattlerstraße zündeten Unbekannte Altpapiercontainer an. An vier Einsatzfahrzeugen wurden Reifen zerstochen bzw. Scheibenwischer abgebrochen. Außerdem wurden die Wagen durch Tritte beschädigt.

Stellungnahme der Autonomen Szene
„Heute haben wir in der Marienstraße 41 auf dem Ölberg in Wuppertal-Elberfeld ein seit Jahren leerstehendes Haus beschlagnahmt, um ein centro sociale / refugee welcome center zu eröffnen. Wir wollen das seit Jahren leerstehende Haus nutzen, um einen für alle WuppertalerInnen zugänglichen Treffpunkt, Infoladen und Veranstaltungsort zu haben.


Das ehemalige Second-Hand-Geschäft ist dafür gut geeignet. Unseres Wissens steht das Haus derzeit nicht zur Vermietung, sondern wird von den Eigentümern als reines Anlagekapital behandelt. Es ist daher schon seit Jahren ungenutzt und verkommt immer mehr.
Das Haus ist kein Einzelfall in der Nordstadt; mehrere Gebäude verfallen und sind ungenutzt, einige kaputten Häuser stellen sogar eine Belastung und Gefahr für AnwohnerInnen und PassantInnen dar, wie z.B. die Brandruine in der Bandstraße. Selbst kaputte Scheiben werden oft nicht ersetzt. Dabei gibt es zahlreiche sinnvolle und dringend benötigte Nutzungen, wie zum Beispiel soziale Treffpunkte in den Stadtteilen, Infoläden, Orte für freie Bildungsarbeit und Beratungsangebote, Gib-und-Nimm-Läden, unkommerzielle Kulturangebote, oder eben Anlaufpunkte für neu in Wuppertal ankommende Geflüchtete. Das heute von uns angeeignete Haus in der Marienstraße soll dementsprechend ein Ort für alle ÖlbergerInnen und WuppertalerInnen sein.
Wir fordern die Stadt Wuppertal dazu auf, solche leerstehenden Häuser zu enteignen und die Gebäude den Menschen zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen. Wir wollen, dass die Stadt das in diesem Fall tut und es uns zu den oben genannten Zwecken zur Verfügung stellt.
Wir bitten alle NachbarInnen um Verständnis, dass wir sie nicht alle in die Planung einbeziehen konnten, und laden herzlich dazu ein, in den nächsten Tagen im Centro Sociale / Refugee Welcome Center auf dem Ölberg vorbeizukommen. Eine erste Gelegenheit zum Kennenlernen gibt es schon am Sonntagmorgen ab 11 Uhr bei einem Frühstück mit und für Nachbar*innen.


Auch Spenden sind uns herzlich willkommen, angefangen von Tischen und Stühlen über Stoffe, Wandfarben u.ä. bis hin zu Kuchen, Kaffee und Lebensmittel. Dringend brauchen wir auch eine große Glasscheibe, um den hässlichen Holzverhau des Ladenlokals zu ersetzen.
Wir grüßen die #Squattingdays in Hamburg und die Aktivist*innen von #Avanti in Dortmund und alle Besetzer*innen überall!“