Eigentums- statt Mietwohnung - Spitzenreiter Prenzlauer Berg

Erstveröffentlicht: 
09.08.2014

Die Zahl der Mietwohnungen, die zu Eigentumswohnungen umgewandelt werden, ist in Berlin kräftig gestiegen. Vor allem die Szenebezirke der Hauptstadt sind betroffen. Das erhöht den Druck auf Mieter.

 

Der Berliner Mieterverein schlägt Alarm: "Der Anstieg umgewandelter Miet- in Eigentumswohnungen um 26 Prozent im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr ist besorgniserregend", sagte der Geschäftsführer des Vereins, Reiner Wild. Anlass sind Zahlen aus dem Bericht über den Berliner Grundstücksmarkt 2013, den der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Berlin vorgelegt hatte. Demnach wurden 2013 knapp 9200 Wohnungen umgewandelt, 2012 waren es 7264. Spitzenreiter war erneut Prenzlauer Berg.

 

Dort wurden mehr als 1500 Miet- zu Eigentumswohnungen. Auf Rang zwei liegt Kreuzberg mit 921 Umwandlungen, dann folgen Charlottenburg (657), Friedrichshain (642) und Alt-Mitte mit 622 umgewandelten Wohnungen. Einen überproportionalen Anstieg von mehr als 50 Prozent gab es in Neukölln, Steglitz, Köpenick und Treptow. In Marzahn wurden nur zwei Mietwohnungen zu Eigentumswohnungen, in Hellersdorf gar keine.

Der Gutachterausschuss gliederte seine Statistik nach den 23 Berliner Altbezirken. Er ist bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angesiedelt, ihm werden alle Verkäufe bebauter und unbebauter Grundstücke gemeldet. Bei den Verkäufern von Wohnungen handelt es sich um private Hausbesitzer. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften hätten seit 2011 keine Wohnungen mehr umgewandelt, sagte Stadtentwicklungsstaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup.

"Mit der Umwandlung sind für Mieter zwei große Risiken verbunden: Der Verlust der Wohnung wegen des Eigenbedarfs eines Käufers und ein im Vergleich rascherer Mietenanstieg", warnte Reiner Wild. Zwar gelte in Berlin eine zehnjährige Sperrfrist, die gegen Kündigung vor Eigenbedarf des Käufers schützt. Dennoch werde oft Druck auf Mieter ausgeübt, früher auszuziehen. Zudem, so Wild, sei durch Studien belegt, dass das Mietniveau umgewandelter Wohnungen um bis zu 30 Prozent höher liege als das nicht umgewandelter Mietwohnungen im gleichen Kiez. "Berlin braucht daher dringend wie Hamburg und München auch einen Umwandlungsstopp in sozialen Erhaltungsgebieten", forderte der Geschäftsführer des Mietervereins.

 

Sozialdemokraten wollen Umwandlungsverbot in einigen Bereichen

Für ein solches Umwandlungsverbot in Milieuschutzgebieten machen sich die Berliner Sozialdemokraten ebenso stark wie Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD). Die CDU lehnt es ab. Sie verweist darauf, dass die Koalition schon mehrere Beschlüsse zum Schutz von Mietern und des Mietwohnungsmarktes gefasst habe, etwa die Ausweitung des Schutzes vor Eigenbedarfskündigung von sieben auf zehn Jahre, die Begrenzung von Mieterhöhungen und das Verbot der Zweckentfremdung, das vor allem die Umwandlung von Miet- in gewerblich genutzte Ferienwohnungen verhindern soll. Soziale Erhaltungsgebiete gibt es vor allem in den Bezirken Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg, in geringerem Maße auch in Tempelhof-Schöneberg und Mitte. Insgesamt gibt es nach Senatsangaben 1,63 Millionen Mietwohnungen.

 

In Berlin sind im vergangenen Jahr aber auch erheblich mehr Eigentumswohnungen gebaut worden als im Vorjahr. 4662 neu errichtete Wohnungen gegenüber 3548 im Jahr 2012 entsprechen einem Anstieg von mehr als 30 Prozent. Hier lag Mitte auf Rang eins mit 827 Wohnungen, gefolgt von Friedrichshain (533), Köpenick (468) und Wilmersdorf (448). In Treptow entstanden vier Eigentumswohnungen, in Wedding keine.

Der Gutachterausschuss stellte auch fest, dass 2013 mehr als 35.000 Immobilien in Berlin verkauft wurden. Dabei seien 14,64 Milliarden Euro umgesetzt worden. "Die erheblichen Preissteigerungen auf dem Berliner Markt verdeutlichen den großen Bedarf im Wohnungsneubau", sagte Staatssekretär Lütke Daldrup.