18-Jähriger wirft Molotow-Cocktails auf Synagoge in Wuppertal

Erstveröffentlicht: 
29.07.2014

Wuppertal. Drei Täter haben in der Nacht mehrere Brandsätze auf den Eingang der Wuppertaler Synagoge geschleudert. Die Polizei nahm einen 18-Jährigen fest — zwei Verdächtige konnten flüchten. Eine Zeugin hatte den Anschlag beobachtet und die Polizei gerufen.

 

Brandanschlag auf die Neue Bergische Synagoge in Wuppertal-Barmen: Drei Täter haben am frühen Dienstagmorgen mehrere Molotow-Cocktails in den Eingang des jüdischen Gotteshauses geworfen. Eine Anwohnerin hatte gegen 2.15 Uhr die Feuerwehr alarmiert.

Die Rettungskräfte fanden mehrere zerbrochene Flaschen vor der Tür zur Synagoge an der Gemarker Straße. Ein Brandsatz brannte noch ein wenig — Schaden am Gebäude gab es aber offenbar nicht. Auch wurde niemand verletzt.

 

Zeugen hatten drei Personen beobachtet, als sie die Brandsätze gegen den Haupteingang an der Parlamentstraße schleuderten. Einen mutmaßlichen Täter nahm die Polizei in der Nähe fest, die beiden anderen waren am Dienstagmorgen noch flüchtig.

Die Wuppertaler Polizei ermittelt wegen versuchter Brandstiftung. Auch der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Zu möglichen Hintergründen der Tat äußert sich die Polizei bislang nicht, aber ein antisemitischer Hintergrund kann wohl nicht ausgeschlossen werden.

Flut antisemitischer Äußerungen im Internet

Judenfeindliche Äußerungen haben nach Einschätzung der Antisemitismus-Forscherin Monika Schwarz-Friesel ein neues Ausmaß erreicht. "Wir beobachten im Internet eine riesige Flut antisemitischen Schreibens", sagte die Wissenschaftlerin von der Technischen Universität Berlin der Nachrichtenagentur dpa. Gerade ist unter ihrer Leitung ein Forschungsprojekt angelaufen, in dem moderne antisemitische Sprache in sozialen Medien, Online-Kommentarspalten, Chats und Foren untersucht wird.

 

"Als antisemitisch bezeichnen wir Äußerungen, die auf alte Stereotype zurückgehen", erläuterte Schwarz-Friesel. Der Forscherin zufolge geht es um Begriffe wie "Wucherer", "Kindermörder", "Schacherer" oder "große Weltverschwörung". Ziel des Projekts sei nicht nur eine quantitative Auswertung: "Wir wollen zum Beispiel auch die Dynamiken beobachten, die auf einzelne Kommentare hin entstehen."

"Hass auf Israel vereint Schreiber aller Schichten"

 

In einem früheren Projekt hatten Schwarz-Friesel und ein US-Historiker rund 14.000 Zuschriften an den Zentralrat der Juden und die israelische Botschaft in Berlin ausgewertet. "Der Hass auf Israel vereint Schreiber aller Schichten", bilanziert die Wissenschaftlerin. Ein Großteil von ihnen entstamme der politischen Mitte und agiere mit vollem Namen. "Drei Prozent der Zuschriften waren anonym und kamen aus der rechtsradikalen Szene." Typischerweise werde aktueller Antisemitismus als Problem geleugnet. (mit dpa)