INPUT-Vortrag: NSU: Blick in den Abgrund – Naziterror, staatlicher und alltäglicher Rassismus

Vortrag: NSU: Blick in den Abgrund – Naziterror, staatlicher und alltäglicher Rassismus

 

Hinter dem Agieren des NSU und seines wohl mehrere Hundert Personen umfassenden Unterstützer_innen-Netzwerks öffnete sich das Panorama des wohl größten Geheimdienstskandals der Geschichte der BRD und eines unvorstellbaren behördlichen Rassismus in den Mordermittlungen. Gegen die Familien und das soziale Umfeld der Opfer und die Ermordeten selbst wurde über Jahre mit kruden Vorwürfen und rassistischen Anschuldigungen ermittelt. Für die betroffenen Familien eine bis zu einem Jahrzehnt währende Demütigung ohne das je auch nur ansatzweise Spuren ins Nazi-Milieu verfolgt worden wären.


Wie weit staatliche Verstrickung in das Geschehen gegangen ist, ist bis heute nicht ansatzweise geklärt, im Gegenteil: ein beispiellos dreister Vertuschungs– und Obstruktionsskandal der unter Verdacht stehenden Behörden. Da werden Informationen vorenthalten und manipuliert, Akten geschreddert oder zurückgehalten und eine Aufklärung des Komplexes der Geheimdienst-InformantInnen (sog. V-Leute) hintertrieben. Viele ungeklärte Fragen und haarsträubende Ungereimtheiten sind nach wie vor offen.


Aber auch eine kritische und linke Öffentlichkeit hat von dem mörderischen Agieren des NSU keine Kenntnis genommen und sich von den Medien, die die Polizeiversionen ungeprüft und auflagensteigernd skandalisiert übernahmen, den Bären der kriminellen Machenschaften im «Ausländermilieu» aufbinden lassen: niemand hat gegen die Etikettierung der grausamen Hinrichtungen als «Döner-Morde» je lautstark protestiert oder auch nur Zweifel angemeldet.


Der Vortag möchte über die Hintergründe des NSU, die juristische Aufarbeitung und aktuelle Entwicklungen im Prozess informieren und zur Diskussion anregen.


Friedrich Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für Politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Er ist akkreditierter Korrespondent des nicht-kommerziellen Lokalsenders Radio Lotte Weimar im NSU-Prozess und Mitarbeiter des Internetprojektes NSU-Watch (www.nsu-watch.info). Seine Audio- und Printbeiträge zum Prozess und zum NSU sind auf dem Antifra-Blog zu finden: http://antifra.blog.rosalux.de

 

Do. 08.05.2014 / 20 Uhr


Art Canrobert

Karlstr. 23 (Hintereingang)

Rastatt


inputrastatt.wordpress.com  /  artcanrobert.de