Vor WM- Polizei rückt in weitere Favelas ein.

Erstveröffentlicht: 
27.03.2014

Vor der Fußball-Weltmeisterschaft will Brasilien mit allen Mitteln den Eindruck eines sicheren Landes vermitteln. Armee und Militärpolizei marschierten nun in eine weitere Elendssiedlung in Rio ein, um sie zu "befrieden". Doch viele Bewohner fürchten die Polizei mehr als die Drogengangs.

 

Rio de Janeiro - Die Befriedungsstrategie geht weiter, Rio will mit aller Macht die Kontrolle über seine Elendsviertel zurückgewinnen. Im Vorfeld der im Juni beginnenden Fußball-WM soll Brasilien sicherer werden - oder zumindest so wirken. Seit zwei Jahren besetzt der Staat systematisch Favelas und richtet dort Polizeistationen ein. Am Donnerstag drang das Militär nun in den Complexo da Maré ein, ein Ensemble von 16 Favelas mit insgesamt 130.000 Bewohnern nahe dem internationalen Flughafen von Rio de Janeiro.

 

Wie der Fernsehsender Globo News berichtete, diente der eintägige Vorstoß der Sicherheitskräfte zunächst der Erkundung des Complexo, die endgültige Einnahme des Komplexes ist nach Behördenangaben für Anfang April vorgesehen.

 

In Maré sollen Rauschgift- und Waffenhändler Unterschlupf gefunden haben, die aus anderen Favelas verjagt worden sind. Außerdem wurde in dem Armenviertel in der Vorwoche ein Polizist erschossen. Daraufhin kündigte Brasiliens Justizminister Eduard Cardozo am Dienstag den Einsatz des Militärs zur Vertreibung der herrschenden Drogenbanden und anderer krimineller Gruppen aus dem Problembezirk an.

 

Polizei hat einen schlechteren Ruf als die Drogenbosse

Elitepolizisten (Bope) besetzten bereits zahlreiche Armenviertel. Seit 2008 wurden in 174 der rund 300 Favelas in Rio 38 Einheiten der Befriedungspolizei (UPP) stationiert, die 39. Einheit soll in Maré folgen. Seit Jahresbeginn wurden acht Polizisten von mutmaßlichen Mitgliedern des organisierten Verbrechens getötet - vier in sogenannten befriedeten Distrikten.

 

Rios Polizisten genießen bei vielen Favela-Bewohnern einen schlechteren Ruf als die Verbrecher der Drogengangs: Sie gelten als Schläger und Mörder. Oft zu Recht, wie auch Sicherheitsminister Beltrame einräumt.

 

Brasilien rechnet während der Fußball-WM vom 12. Juni bis 13. Juli mit 600.000 ausländischen Besuchern. In Rio, einem von zwölf Austragungsorten, finden sieben Spiele statt, unter anderem das Endspiel. 2016 werden in Rio außerdem die Olympischen Sommerspiele ausgetragen, die ersten in Südamerika.

 

mia/sid/AFP