Unter Polizeischutz – Wahlauftritt: AfD-Spitzenmann Bernd Lucke in Freiburg

Erstveröffentlicht: 
01.02.2014

Bernd Lucke, Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland für die Europawahl, hatte am Samstag in Freiburg einen Wahlauftritt. Das Bürgerhaus Zähringen stand unter Polizeischutz, weil die Antifa vor Ort war.

 

Seit genau einer Woche ist er der Spitzenkandidat seiner Partei für die Europawahl Ende Mai: Bernd Lucke will für die Alternative für Deutschland (AfD) nach Brüssel gehen. Obwohl er ein kämpferischer Kritiker des Euro ist. Schluss mit der Einheitswährung, das ist im Kern das Programm der ein Jahr alten Protestpartei. Unter dem Titel "Der Euro und die Zukunft Europas" absolvierte Lucke am Samstag einen Wahlkampfauftritt in Freiburg.

Das Bürgerhaus Zähringen, Ort der Veranstaltung, war dafür unter Polizeischutz gestellt worden. Im Vorfeld hatte es Aufrufe der Antifa gegeben, Luckes Auftritt zu verhindern. Am Freitag bereits war, so berichtete Philipp Porep, Jurastudent und einer der Mitorganisatoren von der AfD, ein Stand der Partei in der Innenstadt von mehreren Antifa-Aktivisten angegriffen worden, es kam zu einer Rangelei. Die Aktivisten verschwanden, ehe die Polizei eintraf. Am Samstag waren die Einsatzkräfte vorher da. Demonstranten der Antifa wurden am Eindringen ins Bürgerhaus gehindert.

Im mit AfD-Mitgliedern und Interessierten voll besetzten Saal hielt Lucke dann ungestört seinen Vortrag. Lucke, der an der Hamburger Universität Volkswirtschaft lehrt, wartete mit vielen Grafiken auf, um seine Thesen zu verdeutlichen: Die Europäische Union sei eigentlich eine Erfolgsgeschichte, als Wirtschaftsunion habe sie seit den 50er Jahren dafür gesorgt, dass der Wohlstand in Europa gewachsen sei. Insbesondere in den ärmeren Ländern, deren Exporte stets schneller gewachsen seien als die der reicheren Länder. Mit der Einführung des Euro, so Luckes mit vielen Zahlen belegter Befund, aber habe sich das umgekehrt. Von der Einheitswährung hätten die reichen Länder wesentlich mehr profitiert als die ärmeren. Weswegen der Ökonom für eine Rückkehr zu nationalen Währungen ist, die Auf- und Abwertungen erlaubten. Während der Euro nur dazu führe, dass ein Land wie Griechenland mit Hilfskrediten gestützt werde, statt mit einer Abwertung seiner Währung Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen zu können.

Dass Luckes Vortrag Wahlkampf war, war streckenweise kaum zu merken. Auf die Frage beim Sektempfang danach der Freiburger AfD für ihren Spitzenmann, was denn seinen Auftritt von einer Vorlesung an der Hamburger Uni unterschieden habe, sagte er: "Ich habe keine Mathe benutzt." Das Bild von der AfD als einer Professorenpartei bestätigte sich. Auch bei den Fragen aus dem Publikum nach dem Vortrag hatte es kaum rechtsnationalistische Töne gegeben, wie sie der AfD nicht nur von der Antifa vorgehalten werden. Stattdessen gab es Fragen nach Parallelwährungen oder Bankenabwicklungen, die Lucke für weitere Ausführungen nutzte.

Am Abend bewegte sich der Professor dann weiter im akademischen Milieu. Er besuchte ein Konzert der Freiburger Studenten-Orchesters im Audimax. Sein Geige spielender Sohn Friedrich studiert seit zwei Semestern in Freiburg VWL.